chinken
Alles, was durch den menschlichen Geist
hindurchgeht, ist im gleichen Augenblick für die Absichten der Wissenschaft
ein für allemal verloren. Es ist zu etwas unrettbar Mysteriösem und Geheimnisvollem
geworden; das Sterbliche hat die Züge der Unsterblichkeit angenommen. Sogar
unsere sogenannten materiellen Begierden sind spirituell, weil sie Begierden
des Menschen sind. Die Wissenschaft kann einen Schinken analysieren und
sagen, wieviel davon Phosphor und wieviel Protein ist; aber die Wissenschaft
kann nicht das menschliche Verlangen nach Schinken analysieren und sagen,
wieviel davon dem Hunger, wieviel der Gewohnheit, wieviel der Einbildungskraft
und wieviel einer obsessiven Liebe zum Schönen
geschuldet ist. Das Verlangen des Menschen nach dem Schinken bleibt buchstäblich
ebenso geheimnisvoll und unfaßlich wie sein Verlangen nach dem Himmel.
- Gilbert Keith Chesterton, Ketzer. Eine Verteidigung der
Orthodoxie gegen ihre Verächter. Frankfurt am Main 2004 (it 3023, zuerst
1905)