Schimmerwitz  Was sind ‹Concetti›? Was ist Concettismus? Für die Shakespeare-Zeit: eine neue ‹Art des Sagens›. Die Quintessenz der neuen Poesie! Man glaubt, ein neues Universum der Sdiönheit entdeckt zu haben. In ihm strahlen diese magischen lyrischen Formeln. Denn um solche handelt es sich zunächst im allgemeinsten Sinne. Die Spanier nennen sie conceptos, die Engländer conceits, die Deutschen Sinnfiguren oder auch Schimmerwitz, die Franzosen (des 17. Jahrhunderts) wie die Italiener concetti. (Die Pointe ist die ‹Spitze› des Concetto.) Concetti sind oder sollen sein magische Formeln der Schönheit, die durch irrationale Trugschlüsse und durch die Verwendung irregulärer rhetorischer Figuren ‹gemacht› werden. In der attizistischen Ästhetik waren sie verpönt. Doch setzt das ‹Machen› Geist (Ingenium: Ingenieur) und Talent voraus, Scharfsinn, Wissen, Beobachtungsgabe, zugreifende Erlebnisfähigkeit. Gesucht wird das ‹concetto poetico›, die lyrische Sinnfigur, die knappste Verschmelzung von Begriff und Bild, so wie in winzigen großgriechischen Münzen Gold und Zeichnung eine Einheit von zwei verschiedenen ‹Werten› darzustellen scheinen, in weltgeschichtlich wohl einmaliger Weise. «Das Concetto>. so urteilt BAUDELAIRE, ‹ist ein Meisterwerk›.

Im besten Concetto handelt es sich um eine glückliche Hochzeit von Inspiration und Intelligenz, von Intuition und Scharfsinn, von Einfalt und Konstruktion, von Idee und Architektur, um dramatisch-lyrische Antithetik.   - Gustav René Hocke, Manierismus in der Literatur. Sprach-Alchimie und esoterische Kombinationskunst. Reinbek bei Hamburg 1969 (rde 82/83, zuerst 1959)

Poesie Witz Schimmer Manierismus


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