chimmer  »Ich bin noch nie fähig gewesen, klar zu denken wie andere Leute, nicht mal die einfachsten Gedanken. In meinem Kopf ist immer alles so konfus. Ganz gleich, worüber ich nachzudenken versuche, da ist immer ein Nebel, der sich zwischen mich und den Gedanken schiebt, andere Gedanken schieben sich dazwischen, und so krieg ich kaum einen Schimmer von dem Gedanken mit, den ich fassen will, und schon hab ich ihn wieder verloren und muß ihm nachjagen durch den Nebel und dann find ich ihn schließlich, bloß um zu erleben, daß dasselbe immer wieder und wieder passiert. Können Sie begreifen, wie grauenhaft das werden kann - so durchs Leben zu gehn, Jahr für Jahr, und zu wissen, daß man immer so sein wird — oder noch schlimmer?«

»Nein, das kann ich nicht«, sagte ich. »Mir kommt das völlig normal vor. Niemand denkt klar, ganz gleich, wie er sich auch stellen mag. Denken ist eine schwindelerregende Angelegenheit. Es kommt dabei immer darauf an, von diesem vernebelten Schimmer jedesmal so viel zu erhaschen, wie man kann, und es dann, so gut man kann, zusammenzusetzen. Deswegen klammern sich die Menschen so fest an ihre Überzeugungen und Ansichten; denn verglichen mit der wirren, zufälligen Art, wie sie zustande gekommen sind, erscheint auch die übergeschnappteste Meinung wunderbar klar, vernünftig und selbstverständlich. Und wenn man nicht mehr an ihr festhalten kann, dann muß man in dieses neblige Wirrwarr zurücktauchen und sich dafür eine andere zusammenklamüsern.« - Dashiell Hammett, Der Fluch des Hauses Dain. Zürich 1976 (detebe 20293, zuerst 1929)

Schimmer (2)
 

Denken Licht Nebel

 


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