chießübung   in mir wurde  der gedanke lebendig, der bald greifbare formen annahm: ich wollte general werden. kaum, daß ich diesen beruf gelernt hatte, bekam ich schon wieder ärger mit der allerobrigsten obrigkeit. als general in einem artillerieregiment hatte ich es mir angewöhnt, mit meiner batterie stets nur signalgranaten zu verschießen, die beim aufschlag einen farbigen rauchpilz nach wahl hinterlassen, rot, blau oder gelb. durch vermischen der grundfarben konnte ich fast jede beliebige farbnuance herstellen, es war lediglich eine frage der jeweiligen menge. an manchen tagen waren regelrechte farbexplosionen das resultat meiner schießübungen. natürlich fiel das auf, und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre ich vor ein kriegsgericht gekommen. zum glück war der krieg inzwischen beendet und die nachfrage nach generalen sank auf den nullpunkt. ich begab mich auf längere auslandsreisen. -  Werner Schreib

Schießübung (2) Sie sahen einen Kerl, der ihnen wie ein Betrunkener vorkam, und sie fuhren mit der U-Bahn hinter ihm her bis in ein Viertel, dessen Namen ich nicht nennen werde. Dort setzte sich der Kerl auf eine Treppe zu anderen, die auch so betrunken aussahen wie er, und sie saßen alle da mit hängenden Köpfen. In dem Moment hörte man Schüsse, dann zeigte jemand auf ein davonfahrendes Auto, auch die Kinder liefen davon, so schnell sie konnten, weil sie Angst hatten, es würde noch einmal geschossen.

Während sie liefen, fuhr ein Auto neben ihnen her und ein Mann sagte: »Schnell, steigt ein!« Im Auto erklärten sie, was passiert war, und der Mann erzählte, in dem Viertel geschehe es oft, daß die von der Mafia, wenn sie Waffen ausprobieren müßten, an der Treppe vorbeifuhren und auf die Drogensüchtigen schössen, die dort saßen.   - (gcel)

Schießübung (3) Ich liebe Waffen und das Schießen. Ich habe bis zu fünfundsechzig Revolver und Gewehre besessen, den größten Teil meiner Sammlung aber 1964 verkauft, weil ich überzeugt war, ich würde in jenem Jahr sterben. Ich habe überall Schießübungen durchgeführt, sogar in meinem Büro, wo ich eine besondere Metallbox auf ein Bücherbord stellte. Man sollte nie in einem geschlossenen Raum schießen. Auf diese Weise habe ich in Saragossa das Gehör auf einem Ohr verloren.

Meine Spezialität war immer das Reflexschießen mit dem Revolver. Man geht, dreht sich unvermittelt um und schießt auf eine Zielpuppe - ein bißchen wie im Western.  -  Luis Buñuel, Mein letzter Seufzer. Berlin, Wien, Frankfurt am Main 1985

 

Schießen

 

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