chicht
Allah der Erhabene hat die Hölle in sieben Schichten
geschaffen, eine über der anderen, und zwischen je zwei Schichten liegt ein
Weg von tausend Jahren. Die erste Schicht hat er Dschahannam genannt, und die
hat er für die Sünder unter den Gläubigen bestimmt, die ohne Reue sterben. Die
zweite Schicht heißt Laza, und die hat er für die Ungläubigen bestimmt. Die
dritte Schicht heißt al-Dschahîm, und die hat er Gog und Magog zugewiesen. Die
vierte heißt es-Sa‘îr, und die ist für das Volk des Teufels.
Die fünfte heißt Sakar, und die ist für die, so das Gebet versäumten. Die sechste
heißt el-Hatama, und die ist für die Juden. und Nazarener bestimmt. Die siebente
aber heißt el-Hâwija, und die hat er für die Heuchler bestimmt. Die erste birgt
weniger Qualen als alle anderen: dennoch sind in ihr tausend Feuerberge,
und bei jedem Berge sind siebenzigtausend Feuerströme, und an jedem Strome sind
siebenzigtausend Feuerstädte, und in jeder Stadt siebenzigtausend Feuerburgen
und siebenzigtausend Feuerhäuser, und in jedem Hause sind siebenzigtausend Feuerlager,
und auf jedem Lager gibt es siebenzigtausend Arten von Qualen. Aber wie viele
Arten von Qualen es in den anderen gibt, das weiß nur Allah der Erhabene.
-
(
1001
)
Schicht (2) Strata sind Phänomene der Verdichtung auf dem Körper der Erde. Sie sind zugleich molekular und molar: Ansammlungen, Gerinnungen, Ablagerungen und Faltungen: Gürtel, Zangen oder Gliederungen. Man unterscheidet summarisch und traditionell drei große Schichten: die chemo-physische, die organische und die anthropomorphe (oder "alloplastische") Schicht. Jede Schicht oder Gliederung besteht aus codierten Milieus und geformten Substanzen. Formen und Substanzen, Codes und Milieus sind eigentlich nicht voneinander zu trennen. Sie sind abstrakte Bestandteile jeder Gliederung.
Ein Stratum enthält offensichtlich ganz unterschiedliche Formen und Substanzen und viele Codes und Milieus. Es hat also unterschiedliche Typen formaler Organisation und zugleich unterschiedliche Modi substantieller Entwicklung, die es in Parastrata und Epistrata aufteilen, zum Beispiel die Aufteilungen des organischen Stratums. Die Epistrata und Parastrata, die ein Stratum unterteilen, können selber als Strata betrachtet werden (so daß die Liste niemals ganz vollständig ist). Jedes Stratum enthält dennoch eine zusammengesetzte Einheit, eine Kompositionseinheit, trotz seiner Unterschiede in Organisation und Entwicklung. Die Kompositionseinheit betrifft formale Merkmale, die allen Formen oder Codes eines Stratums gemein sind, und substantielle Elemente, Materialien, die allen seinen Substanzen oder Milieus gemein sind.
Schichten haben eine große Mobilität. Jede Schicht kann einer anderen immer als Substratum dienen oder an eine andere angrenzen, unabhängig von einer Evolutionsordnung. Und vor allem gibt es zwischen zwei Schichten oder zwei Aufteilungen von Schichten Phänomene von Zwischenschichten: Transcodierungen und Übergänge zwischen Milieus, Vermischungen. Die Rhythmen beruhen auf diesen interstratischen Bewegungen, die auch Stratifizierungsvorgänge sind. Die Stratifizierung ist so etwas wie die Erschaffung der Erde aus dem Chaos, eine andauernde, immer wiederkehrende Schöpfung. Und die Schichten bilden das Gottesurteil. Der klassische Künstler ist wie Gott, er erschafft die Welt, indem er Formen und Substanzen, Codes und Milieus und Rhythmen organisiert.
Die Gliederung, die konstitutiv für eine Schicht ist, ist immer eine zweifache
Gliederung (Doppelzange). Sie gliedert einen Inhalt und einen Ausdruck. Und
während Form und Substanz eigentlich nicht unterschiedlich sind, sind Inhalt
und Ausdruck tatsächlich verschieden. Strata entsprechen also dem Raster von
Hjelmslev: eine Inhalts- und eine Ausdrucksgliederung, wobei beide eine
jeweils eigene Form und Substanz haben. Zwischen beiden, zwischen Inhalt und
Ausdruck, gibt es weder eine Entsprechung, noch ein Verhältnis von Ursache und
Wirkung oder ein Verhältnis von Signifikant und Signifikat: es gibt eine tatsächliche
Unterscheidung, ein wechselseitiges Sichvoraussetzen und nur Isomorphie. Aber
Inhalt und Ausdruck unterscheiden sich nicht in jedem Stratum auf die gleiche
Weise: die drei Hauptformen von Strata haben nicht die gleiche Verteilung von
Inhalt und Ausdruck (so gibt es zum Beispiel eine Linearisierung des Ausdrucks
im organischen Stratum oder eine "Supralinearität" bei den anthropomorphen
Strata). Deshalb sind das Molare und das Molekulare den jeweiligen Strata entsprechend
recht unterschiedlich miteinander kombiniert. -
Deleuze
/ Guattari, Tausend
Plateaus.
Berlin 1992 (zuerst 1980)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |