cherereien  Diese angesehenen Herren machen unsereinem, den Gefängniswärtern, nichts als Scherereien. Einfache Leute hängen wir, mit Gott, jeden Freitag, und die machen nie Schwierigkeiten. Denen liest man das Urteil vor, der Geistliche kommt, erteilt ihnen flugs das Abendmahl, sie kriegen eine Flasche Wein, wenn einer Frau oder Kinder hat, wenn Vater oder Mutter noch am Leben sind, läßt man sie für einen Augenblick zu ihnen, und wenn sie bloß ein bißchen zu laut heulen oder sich verschwatzen — Schluß, habe die Ehre. Bei Morgengrauen kommt Jacques der Henker — und fertig. Aber seit die den Grafen Conrad bei uns eingeliefert haben, wird man seines Lebens nicht mehr froh. Für den bin ich der Laufbursche. Bring mir das und das, sag jenes, ruf den und den. Dauernd wollen die Vorgesetzten wissen: Läuft bei dir auch alles vorschriftsmäßig? Ist er auch nicht entkommen? will er sich nicht erstechen? ist er auch zufrieden? Zum Teufel mit den angesehenen Herren! Und seit die Richter ihn zum Tod verurteilt haben, ist aus meinem Gefängnis eine Schenke geworden, bei Gott, eine Schenke! Freunde, Verwandte, Bekannte — alle kommen angelaufen, zum Abschiednehmen — jedem darf ich aufschließen, auf jeden ein Auge haben, aber wehe, du beleidigst einen; wenn wenigstens was abfallen würde dabei, aber nein, lauter vornehme Herrschaften — von allen Abgaben frei. Wirklich, so etwas hat man noch nicht gesehen! Gott sei Dank schlagen sie ihm heute morgen den Kopf ab, und heute nacht noch hat die Plackerei ein Ende.  - Alexander Puschkin, Einladung zur Enthauptung. In: Der Rabe 15, Zürich 1986 (zuerst ca. 1830)

Scherereien (2) »Wie hoch belaufen sich die Wechsel?« fragte Susanna Moissejewna.

»Zweitausenddreihundert.«

»Oho!« meinte die Jüdin und zeigte dabei auch ihr anderes großes schwarzes Auge. »Und das nennen Sie eine kleine Summe! Übrigens ist es freilich gleich, ob heute gezahlt werden soll oder erst in einer Woche, aber ich hatte während der letzten zwei Monate nach dem Tode meines Vaters so viel Zahlungen zu leisten ... so viel dumme Scherereien, daß mir einfach der Kopf schwindelt! Ich bitte Sie, ich müßte längst ins Ausland, und dabei zwingt man mich, mich mit Bagatellen abzuplacken. Schnaps, Hafer ...«, brummte sie und schloß dabei halb die Augen, »Hafer, Wechsel, Prozente, oder, wie mein Hauptverwalter zu sagen pflegt, ›Perzentche‹ ... Einfach entsetzlich. Gestern jagte ich kurzerhand den Steuerbeamten hinaus. Er fiel mir mit seinem Tralles auf die Nerven. Da sagte ich ihm: Scheren Sie sich mit Ihrem Tralles zum Teufel, ich empfange niemanden! Er küßte mir die Hand und ging.«   - Anton Tschechow, Morast. Nach (tsch)

 

Schwierigkeiten

 

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