cheinfüßchen
Merkwürdigerweise ist die alierurtümlichste und einfachste
durch einen Reiz ausgelöste Bewegung, die wir
im Organismenreich kennen, nach allen drei Dimensionen des Raumes gesteuert.
Die amöboide Zelle, die nur aus »nacktem« Protoplasma besteht, bewegt sich,
indem sie ihre Außenschicht, ihr Ektoplasma, an einer Stelle verdünnt. Es stülpt
sich dann ein bruchsackartiges Gebilde vor, das mit weiterer, lokalisierter
Verdünnung der Außenhaut zu einem Scheinfüßchen, einem sogenannten Pseudopodium
auswächst. Der Zellinhalt fließt dann, dem geringeren Widerstand folgend, in
das Pseudopodium, das sich an seiner Wurzel immer mehr füllt und verdickt, und
so bewegt sich allmählich die ganze Zelle in der betreffenden Richtung. Dem
Vorwachsen der Pseudopodien entspricht auf der funkrionellen Hinterseite der
kriechenden amöboiden Zelle eine Verdickung und Zusammenziehung des Ektoplasmas.
- Konrad Lorenz, Die Rückseite des Spiegels.
Versuch einer Naturgeschichte menschlichen Erkennens. München 1997
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