check, ungedeckter   Simeone kam herein und schloß die Tür hinter sich. Das war das drittletzte, was sie in ihrem Leben sah.

Das vorletzte, was sie in ihrem Leben sah, war der Scheck. Simeone zog den Scheck, den sie ihm vor einer Stunde gegeben hatte, aus der Brusttasche seiner Jacke und hielt ihn ihr mit steinernem Gesicht vor die Nase. „So", sagte er, „den wirst du jetzt aufessen ..." Er sprach ganz leise. Plötzlich hatte er sie von hinten mit stählernem Griff an den Haaren gepackt. „Mich für dumm verkaufen, hm? Das machst du nicht noch einmal, du!... Du weißt wohl nicht, daß ich einen Freund bei der Bank habe? Den hab ich eben angerufen . .. Nicht eine einzige Lira hast du auf dem Konto. Reinlegen hast du mich wollen . . .Aber das wird dir gleich vergehen, du Luder! Jetzt spuckst du Zähne!"

Sie hob die Hand schützend vors Gesicht, aber eine fürchterliche Ohrfeige traf sie dennoch mit voller Wucht. Sie taumelte gegen die Wand mit den rosa Rosen. „Du Vieh!" keuchte sie. „Du elender Lump ... du Betrüger... du Vielfraß ..." Sie hatte plötzlich einen Blutgeschmack im Mund. „Du Vielfraß, jawohl..." Sie versuchte, seine Schläge mit den Händen und den Unterarmen von ihrem Gesicht abzuwehren, aber es prasselte nur so auf sie nieder. In der einen Hand hielt sie noch den Strumpf, mit dem sie sich hatte erwürgen wollen, aber das war ihr nicht bewußt. Die Schläge trafen sie immer härter; Blut strömte ihr aus Mund und Nase, und auch der Strumpf färbte sich „Schreib dir das hinter die Ohren ..." Rechts — links — rechts —  links trafen die Schläge. „Ich laß mich von keinem reinlegen! Ich schlag dich zusammen ..." Und sie nannte ihn immer wieder einen Vielfraß — so, als könne sie nur noch dieses eine Wort denken — und versuchte, ihr Gesicht so gut wie möglich zu schützen. Da entdeckte er den Nylonstrumpf in ihrer Hand. „Mir drehst du keine ungedeckten Schecks mehr an — und Vielfraß, das hat noch keiner zu mir gesagt..."

Er riß ihr den Strumpf aus der Hand und schlang ihn ihr in ohnmächtiger Wut um den Hals, weil sie immer weiter „Vielfraß! Vielfraß!" kreischte—und das ist die schlimmste Beschimpfung für einen, der tatsächlich ein Vielfraß ist. Er konnte diesen Ausdruck einfach nicht mehr hören; er zog den Strumpf mit aller Kraft um ihren Hals zusammen .. .

Nach einiger Zeit hörte er dann auch nichts mehr. Was er da zustande gebracht hatte, war zwar kein kunstgerechter Luisa-Knoten, aber im Ergebnis kam es auf das gleiche hinaus.   - Giorgio Scerbanenco, Der Luisa-Knoten. In: G.S., Stirb bei den tiefgekühlten Fischen. Reinbek bei Hamburg 1977 

 

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