augbehandlung Zu Täuschungsmanövern kam es im Zusammenhang mit dem in vorindustriellen Gesellschaften weitverbreiteten Glauben, daß Krankheiten die Folge von schädlichen Objekten sind, die durch Zauberer in den Körper von Menschen praktiziert werden. Die Schamanen suchten mit Unterstützung ihrer Hilfsgeister diese Objekte gewöhnlich dadurch zu entfernen, daß sie den Mund gegen die Haut des Betroffenen preßten und saugten. Zur Vorbereitung der Entfernungsaktion versetzten sich die nord- und südamerikanischen Schamanen mittels Tabaksqualm, den sie in mächtigen Zügen einatmeten und dann auf den Patienten bliesen, in einen Rauschzustand. Aus Leibeskräften schnaufend, keuchend und saugend weicht der Medizinmann schließlich zurück und spuckt oder würgt triumphierend einen Knochensplitter, einen Dorn oder eine tote Spinne aus, wohl wissend, daß nichts davon je im Körper des Patienten gewesen ist.
Michael Harner, ein moderner Verfechter des schamanischen Verfahrens,
behauptet, an der Saugbehandlung sei nichts Betrügerisches. Die Schamanen nähmen
das schädliche Objekt in den Mund, weil es zur Entfernung seines spirituellen
Pendants beitrage, das sich in der Tat im Körper des Patienten befinde und schuld
an der Krankheit sei. Indem sie das eingedrungene Objekt ausspuckten oder auswürgten,
bedienten sich also die Schamanen bloß eines materiellen Symbols zur Darstellung
einer geisterweltlichen Realität. Vielleicht verhält es sich so. -
(
mensch
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