Satzanfang  Wenn man annimmt... kritzelte W., in der Hoffnung, die gleichsam ins Nichts geschriebenen Zeilen auf dem Papier, das nur ein etwas hellerer Fleck auf dem dunklen Untergrund der Tasche in seinem Schoß war, späterhin noch lesen zu können, ... annimmt, daß die Verneinung die notwendigste Form einer funktionierenden Sprache ist...

Er strich den letzten Begriff wieder aus und verbesserte: ... einer mündigen Gesellschaft ist... Wieder brachte er den Satz nicht zu Ende, die Erschütterung, welche das Dorfstraßenpflaster dem Wagen mitteilte, wurde zu stark.

Wenn also eine Utopie ihre eigene Verneinung ausschließen muß, um zur Existenz zu gelangen... er wurde in diesem Augenblick durch einen jetzt lauten und deutlichen Fluch des Fahrers unterbrochen, welcher wie ein Doppelpunkt war, hinter dem die Zeile leer bleiben sollte, - dieser bezog sich allerdings aur eine riesenhafte Wasserpfütze, fast eine Überschwemmung auf der Dorf Straße, in die der Wagen rauschend einfuhr und die sich als nahezu grundlos erwies; schmutzig schäumende Flutwellen schlugen über den schmalen Bürgersteig und schwappten bis zu einer noch erleuchteten Schaufensterscheibe empor, hinter der unübersehbare Mengen von Waschpulverpäckchen ausgestellt waren; sie stammten noch aus Zeiten vor dem Fall des Regierungssystems, waren also landeseigene Produkte, die sich nun nicht mehr gut absetzen ließen ... W. erkannte in dem vorbeihuschenden Schaufensterlicht, daß der zustoßende Kugelschreiber ihm das Papier mitten durchgerissen hatte, und er blätterte die Seite um.

Verzeihung! sagte der Fahrer; W. hätte sich das Wort, nebst dem vorausgegangenen Fluch des Fahrers, beinahe notiert.

Verzeihung! Was schreiben Sie da eigentlich die ganze Zeit? fragte der Fahrer, dabei mußte er erbleicht sein, W. meinte es noch in der Dunkelheit zu spüren, denn die Verfärbung schien sich bis in die Mattigkeit seiner Frage fortzusetzen.  - Wolfgang Hilbig, Die elfte These über Feuerbach. In: W. H., Grünes grünes Grab. Frankfurt am Main 1993

 

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