atire
Es ist freilich traurig, Satiren zu schreiben; aber was soll man
anders thun, wenn man kein Kabliau ist? Alles, was man sieht und hört,
ist ja Satire. Wenn man Satire fühlt, muß man Satire schreien.
Jeder Blick in die Welt gällt Satire. Vielleicht mache ich nur meine eigene.
»Difficile est« — sagt der Alte.
Man darf die meisten Dinge nur sagen, wie sie sind, um eine treffliche
Satire zu machen. - (
seume
)
Satire (2) Die Satire geht eigentlich auf
Archilochus von Paros zurück, einen Söldner, Dichter
und Demeterpriester, der im 7. Jahrhundert v.Chr.
lebte. Die Legende erzählt, daß Archilochus sich mit einer jungen Frau namens
Neoboule, Tochter des Lykambes, verlobte. Aus irgendeinem Grund - vielleicht
weil sein zukünftiger Schwiegersohn nicht gerade ein Aristokrat war - löste
Lykambes die Verlobung. Daraufhin verfaßte Archilochus gewaltige jambische Verse,
ja man könnte sagen, metrische Beschimpfungen, die
er öffentlich am Fest der Demeter rezitierte. So groß war die Macht seiner Worte,
daß Lykambes und seine Tochter sich der Legende nach pflichtschuldigst erhängten.
- Nach: David B. Morris, Geschichte des Schmerzes. Frankfurt am Main 1996