anguiniker

Sanguiniker


IVAN TURGENEV: Fettes Schwein von einem Sanguiniker, sinnlich, gefräßig, stinkend, aber nicht dumm.

PAULINE VIARDOT: Dicker Ballettliebhaber. Jude, glaube ich, also Bankier oder zumindest Finanzmakler. Er ist ein stolzer Bonvivant. Er riecht ziemlich schlecht, trotz den Trüffeln, die er in sich hineinschlingt. Sehr erfahren in seinen Geschäften. Liebt schreiende Farben, sucht galante Damen auf, soupiert gern mit ihnen, sagen wir es leise: er ist ein Schwein.

- (turg)

Sanguiniker (2) Kaum war der Wirt verschwunden, sagte Maigret zu Leduc: »Auch ein merkwürdiger Mann. Sanguinisch, stark wie ein Baum, mit einer rosigen Haut, die immer nahe daran zu sein scheint, zu platzen

»Er ist auf einem Bauernhof in der Umgebung Knecht gewesen und hat seine Herrin geheiratet. Er war zwanzig und sie fünfundvierzig.«

»Und dann?«

»Jetzt ist er bereits zum drittenmal verheiratet. Seine Frauen sterben alle.«  - Georges Simenon, Maigret und der Verrückte. München 1971 (Heyne Simenon-Kriminalromane 67, zuerst 1932)

Sanguiniker (3) Andere Männer haben ein warmes Gehirn, eine angenehme, aus weiß und rot vermischte Gesichtsfarbe, dicke Adern voll Blut, das kräftig ist und die richtige rote Farbe hat. Sie haben auch eine frohe Feuchtigkeit der Säfte in sich, die weder Traurigkeit noch Bitterkeit niederdrückt und die Herbe der Melancholie flieht und meidet. Und weil sie ein warmes Gehirn, gesundes Blut und keineswegs niederdrückende Gäste haben, so ist das Fleisch an ihrem Körper fett. Die Veranlagung an ihren Oberschenkeln ist mehr windig als feurig, und deshalb können sie sich auch enthalten, weil der überreiche Wind ihrer Schenkel das Feuer in ihnen niederdrückt und mäßigt. Und fällt auch xuweilen der Wind und das Feuer in die beiden Gczelte, so leisten solche Männer alle ihre Verpflichtungen doch in Ehrsamkeit und vernünftiger Liebe, weil ihr Stamm ehrsam blüht und grünt. Man nennt sie deshalb ein gülden Gebäude in der richtigen Umarmung
...
Solche Männer müssen sich der Wohnung von Männern gesellen, weil die Natur des Weibes sanfter und milder ist als die der Männer. Sie können aber auch mit Fhrsamkeit und Fruchtbarkeit bei Frauen sein und vermögen sich andererseits ihrer zu enthalten. Mit schönen und nüchternen Augen sehen sie die Frauen an; denn während die Augen der anderen wie Pfeile sind, klingen ihre Blicke mit denen der Frauen ehrbar zusammen, und während die Stimme der anderen wie ein übergewaltiger Sturmwind die Frauen umbraust, ist ihre Stimme wie der Klang einer Zither, und während die Gedanken der anderen wie Böen sind, werden diese kluge Liebhaher in aller Ehrsamkeit genannt...

Wer von einem solchen Manne erzeugt wird, ist in all seinen Werken enthaltsam, glücklich, tüchtig und rechtschaffen. Den Neid kennen solche nicht, weil der Wind und das Feuer in den Schenkeln ihrer Eltern ihnen die richtige Mäßigung gab ... - (bin)

Sanguiniker (4) Der Sanguinische gibt seine Sinnesart an folgenden Äußerungen zu erkennen. Er ist sorglos und von guter Hoffnung; gibt jedem Dinge für den Augenblick eine große Wichtigkeit, und den folgenden mag er daran nicht weiter denken. Er verspricht ehrlicherweise, aber hält nicht Wort: weil er nicht vorher tief genug nachgedacht hat, ob er es auch zu halten vermögend sein werde. Er ist gutmütig genug, anderen Hülfe zu leisten, ist aber ein schlimmer Schuldner, und verlangt immer Fristen. Er ist ein guter Gesellschafter, scherzhaft, aufgeräumt, mag keinem Dinge gerne große Wichtigkeit geben (Vive la bagatelle!) und hat alle Menschen zu Freunden. Er ist gewöhnlich kein böser Mensch, aber ein schlimm zu bekehrender Sünder, den etwas zwar sehr reuet, der aber diese Reue (die nie ein Gram wird) bald vergißt. Er ermüdet unter Geschäften und ist doch rastlos beschäftigt, in dem was bloß Spiel ist; weil dieses Abwechselung bei sich führt und das Beharren seine Sache nicht ist. - Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Ansicht

Sanguiniker (5) Mein Bekannter heißt Marcel. Er ist ein Opfer des Gesetzes Martbe Richard. Früher lenkte er die Geschicke der Boule Blanche et Bleue in Mâcon. Als er seinen Broterwerb verlor, stand er nicht ohne da. Alles andere als das. Er kaufte sich ein Bistro, ganz in der Nähe des Square Vintimille und des Artistic, eines Kinos, das sich in der ehemaligen Villa von Francisque Sarcey befindet, dem unter dem Namen ,Mein Onkel' bekannten Kritiker. Ich war manchmal auf ein Gläschen bei ihm; wir kennen uns, stehen aber nicht per du miteinander. Marcel verschweigt übrigens nicht seine frühere Tätigkeit. Spricht davon immer mit einem sehnsüchtigen Schimmer in seinen geröteten Augen. Außer den Augenlidern sind bei ihm auch noch Nase und Wangen gerötet. Ein Sanguiniker. Die Krawatten, die er sich umbindet, leuchten einem schon von weitem entgegen. Seine Hemden meistens auch. Manche Leute lieben Blau, er offensichtlich Rot. Vielleicht zur Erinnerung an seine rote Laterne, die man ihm zerbrochen hat, genauso wie sein Herz. - Léo Malet, Streß um Strapse. Reinbek bei Hamburg  1991

Physiognomik Temperament

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