Samowarnase   Ich stieß auf einen Roboter mit menschlichem Kopf, in dessen linkem Nasenloch ein vollautomatischer, munter brodelnder Miniatursamowar steckte; ein anderer suhlte sich in Pfützen von Erdbeermarmelade, und ein dritter hatte die Falltür in seinem Bauch weit geöffnet, so daß seine kristallenen Eingeweide sichtbar waren. Aufgezogene Nymphchen führten dort ein Schauspiel auf, das sich jedoch bei näherem Hinsehen als derart obszön entpuppte, daß ich rot wie eine Tomate wurde und schleunigst davonlief. In meiner Verwirrung stolperte ich und stürzte zu Boden, und als ich wieder aufstand, erblickte ich noch einen anderen Bewohner des Planeten: Nackt kratzte er sich mit einem goldenen Rückenkratzer seine Kehrseite, er tat das offensichtlich mit dem größten Vergnügen, obwohl er ohne Kopf dastand. Letzterer lag ein paar Schritte weiter, mit dem Hals in den Sand gesteckt; im weit aufgerissenen Mund war die Zungenspitze sichtbar, die sich von Zahn zu Zahn tastete, wie um sie zu zählen. Die kupferne Stirn war mit weißer Bordüre besetzt, am linken Ohrläppchen schaukelte ein goldenes Ringlein, am rechten ein kleiner Holzgriff mit einem Schildchen in Druckbuchstaben: ZIEHEN! Ohne lange nachzudenken zog ich, und aus dem Ohr des nackten Geschöpfs kam eine mit Zuckerguß überzogene Schnur hervor, an deren Ende eine Visitenkarte mit dem Aufdruck hing: NUN ZIEH SCHON WEITER! Ich zog also weiter, bis auch diese Schnur zu Ende war. Zum Vorschein kam ein winziger Papierschnipsel mit der Aufschrift: WIR SIND SCHRECKLICH NEUGIERIG, NICHT WAHR?   - Stanislaw Lem, Altruizin. In: Phantastische Welten, Hg. Franz Rottensteiner. Frankfurt am Main 1984 (Phantastische Bibliothek 137)
 
 

Samowar Nase

 

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