äugen    «Her mit den Schlangen». Der Kapitän stürzte zu einem Spind und entnahm ihm einen kleinen Korb. «Schnell, machen Sie ihn auf.» Der Kapitän zauderte. «Ich habe gesagt, Sie sollen ihn aufmachen», wiederholte der Variago leise. Der Kapitän hob den Deckel des Korbes. Die anderen Seeleute hasteten voller Schrecken zur Treppe. «Wohin rennt ihr denn, ihr Esel!» hielt sie der Variago zornigen Blickes auf.

Aus dem Korb kamen zwei schläfrige Schlangen gekrochen, glitten auf dem Boden bis vor die Füße des regungslos dastehenden Anwalts, wandten langsam ihre Köpfe nach rechts und nach links, als wollten sie sich orientieren, und bewegten sich dann zielstrebig auf das Mädchen zu. Eine jede bemächtigte sich einer Brustwarze, und so verblieben sie und saugten die Milch ab.

Es vergingen zehn lange Minuten des Schweigens. Lucrezia keuchte, schien schrecklich zu leiden oder zu genießen. Danach waren ihre halbgeöffneten Lippen blutleer, und sie machte die Augen wieder auf, blickte verstört um sich wie jemand, der aus einem Traum zurückkehrt, und ein tiefer Atemzug dehnte ihre Brust, so daß die Schwänze der Schlangen über den Fußboden rutschten. Die Krise war vorüber.

«Werft diese Tiere weg», befahl der Variago. Der Matrose vom Maccheronistückchen ergriff eine Feuerzange und trat hinzu. Aber die Tiere wollten nicht loslassen. Schließlich wurden sie abgezogen, prall wie Blutegel, monströs. «Schmeißt sie ins Meer!» - Tommaso Landolfi, Das Meer der Schaben, nach (land)