Sänfte  Die Sänfte ist zunächst eine recht eigenartige Erfahrung. Sich von anderen Muskeln als den seinen getragen zu wissen, ist unangenehm und unanständig. Das Gefühl, das bewußte Gleichgewicht zu verlieren ist möglich zu Pferde, wenn man das Tier fest zwischen den Beinen hat, oder zu Schiff, wenn man am Steuer steht und mit der anderen Hand die Großsegelschote gepackt hält. Hier dagegen nur die Stimme als mögliche Einwirkung auf diese menschlichen Mechanismen, die einen ein wenig wider Willen davontragen.

Das Hochheben der Sänfte und ihr Schwanken ist unerquicklich. Das Losgehen ärgerlich; - unwillkürlich lehnt man sich nach vorne und klammert sich an die Bambusstäbe, verstärkt dadurch noch das Schaukeln... Und man beruhigt sich und ergibt sich darein, man läßt sich gehen, sucht notfalls Zuflucht im Schlaf. - Dennoch bleiben manche Augenblicke pathetisch: die Überquerung einer Schlucht auf zwei schwingenden Planken; eine scharfe Kurve, in der die Sänfte über dem Abgrund schwebt; oder aber der Abstieg in prasselndem Geröll...  - Victor Segalen, Aufbruch in das Land der Wirklichkeit. Frankfurt und Paris 1984 (zuerst 1924)

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