ührseligkeit  Der Dancer kam herein, während Ruben dort saß und seine dunklen Zigaretten rauchend träumte. Auch der Dancer war allein. Er kam ohne seine Mörderschwadron. Seine lila Hose war schmutzig. Er nahm die Sonnenbrille ab und setzte sich neben Taita, ohne ihn zur Begrüßung zu küssen.

»Warum bist du zurückgekommen? Um dich dieser bobada von einer Regierung anzuschließen? Hermano, ich habe dir lebenslange Flitterwochen geschenkt... Ich habe in meine eigenen Taschen gegriffen, damit Taita über einen ständigen Geldzufluss verfugt.«

»Und obendrein ein sehr schnelles Begräbnis. Eduardo, du hast auf mich und meine Familie Killer angesetzt.«

»Weil du ein weiches Herz für diese Republik hast. Das ist tödlich in unserer Branche ... Bitte, meine Kehle brennt. Darf ich einen Schluck von deiner Coca haben?«

Er trank aus Taitas Flasche und fing an zu schluchzen wie ein untröstliches Kleinkind.

»Hör auf, in die Coca zu flennen. Ich will deine Tränen nicht trinken.«

»Aber ich muss dich töten, wenn ich dich das nächste Mal sehe. Das macht mich traurig.«

»Das bildest du dir nur ein«, sagte Rüben. »Du willst mich schon seit Jahren beseitigen. Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich das Land verlassen hatte. Deine Habgier war widerlich. Ich brachte es aber nicht über mich, dich zu töten. Du bist mein ältester Freund ... abgesehen von Yolanda.«

»Sie ist nur eine Frau, Taita.«

»Und meine novia.«

»Deshalb zählt sie ja nicht. Ich liebe meine Frau. Ich liebe meine Kinder. Aber ich habe mit ihnen niemals Blutschwüre gemacht ... Taita, du fehlst mir, und dabei bist du noch nicht mal tot. Mit jeder weiteren Minute, die du in Medellìn bist, beschämst du mich mehr.«

»Soll ich uns noch eine Coca bestellen? Du hast meine Flasche vollgesabbert.«

»Ich muss mich mit meinen Captains zusammensetzen und deinen Tod planen.«

»Unsere Captains«, korrigierte Ruben. »Mir gehört immer noch ein Zehntel des Kartells.«

»Lebe wohl«, sagte der Dancer.  - Jerome Charyn, Der Tod des Tango-Königs. Zürich 2000