ückendeckung  Der Abbé Caumartin war damals Direktor der Akademie und mußte also auf die Antrittsrede, die der Bischof von Noyon dort zu halten hatte, seinerseits mit einer Rede antworten. Er kannte die Eitelkeit des Bischofs und dessen eigenartigen Redestil. Er war sehr geistreich und gebildet, überdies jung und der Stiefbruder des Marquis Saint-Ange, der als Finanzintendant damals sehr im Mittelpunkt stand und unter dem Generalkontrolleur Pontchartrain, seinem nahen Verwandten und vertrauten Freund, fast sämtliche wichtigen Finanzgeschäfte abzuwickeln hatte. Diese Verbindung ermutigte den Abbé, und in dem sicheren Bewußtsein, den Beifall der Gesellschaft zu ernten und vom Minister gestützt zu werden, nahm er sich vor, auf Kosten des Bischofs, den er aufzunehmen hatte, das Publikum zu erheitern.

Er verfaßte also eine wirre Rede, die genauestens den Stil des Bischofs nachahmte; ein Gewebe aus übertriebenen Lobsprüchen und emphatischen Vergleichen, deren pompöses Durcheinander eine einzig Satire auf die Eitelkeit des Prälaten war, eine Rede mithin, die jenen gänzlich lächerlich machte.

Als Caumartin seine Ausführungen noch einmal durchlas, fand er sie derart maßlos, daß ihm plötzlich angst wurde; um sich Rückendeckung zu verschaffen, unterbreitete er das Schriftstück dem Bischof von Noyon wie ein Schüler seinem Lehrer, wie ein Novize, der vermeiden möchte, eine von den Würdigungen, die er einem hohen Prälaten schuldet, auszulassen oder gar etwas zu äußern, was nicht dessen Geschmack entspräche oder nicht dessen Billigung fände. Diese ehrerbietige Aufmerksamkeit befriedigte den Bischof ungemein; er las die Rede und las sie abermals; er war begeistert von ihr, konnte es sich aber nicht versagen, einige kleinere stilistische Korrekturen anzubringen und hier und da noch ein paar Bemerkungen zu seinem eigenen Lobe hinzuzufügen. Mit großem Vergnügen sah der Abbé sein Werk wieder, und als er die vom Bischof persönlich angebrachten Verbesserungen und Erweiterungen erblickte, war er seinerseits überglücklich, weil die Falle, die er jenem gestellt, so vollkommen zugeschnappt war und er nun einen Beweis seiner Zustimmung in Händen hielt, der ihn vor jeder Anklage schützen mußte.  - (sim)

 

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