otlichtbezirk Sie gehen weiter. Neonreklamen und die Schaufensterbeleuchtung der Geschäfte werden eingeschaltet. Rechts sehen wir einen großen, hohen Eingang, über dem in trübroten Neonröhren ein Schriftzug prangt: MATADOR. Sie bleiben stehen.
CHIP: Gehen Sie nicht da rein.
ELLA: (Teilnahmslos.) Was ändert es schon, ob ich gehe oder nicht, Joe?
CHIP: Für mich eine Menge.
ELLA: Lassen Sie uns hineingehen und zu Abend essen. Ist dies nicht das Lokal, von dem Sie sagten ...
CHIP: Sehen Sie sich doch die Farbe an.
ELLA: Die Farbe?
Sie sieht hin, bewegt sich ein wenig näher zum rot
umrahmten Eingang des Matador. Das rote Licht ist jetzt unangenehm und
grell. Wir können schemenhaft das Innere sehen: Verräucherte Luft,
verschwommene Gestatten bewegen sich. Chip kommt näher und die Kamera
folgt ihm. Jetzt können wir, genau wie er, das Innere besser erkennen:
Hinter den Tischen, an denen Gäste sitzen, sehen wir eine erbärmliche
Porno-Bühnenshow. Chip weicht angewidert zurück. Doch Ella geht langsam
und unaufhaltsam weiter zum rot beleuchteten Eingang.
CHIP: Das ist nicht das Matador.
ELLA: Es steht aber dort oben.
CHIP: (Fassf ihren Arm.) Es ist das rauchige Licht. Der nächste Mutterschoß für Sie. Ein schlechter Neuanfang.
Ella schaut neugierig hinein und entzieht sich ihm.
ELLA: Was machen die da drin?
Sie reckt den Hals, um hineinzuschauen, und hat die Schwelle schon fast überschritten.
ELLA: O Mann.
CHIP: Bitte nicht. So warten Sie doch.
ELLA: Wir sehen uns, Joe.
Ella geht hinein. Chip zögert. Die Sorge um sie
mischt sich in seinem Gesicht mit der Abscheu vor dem Lokal. Die Sorge
behält die Oberhand - und er folgt ihr. Als er mit Ella die rot
beleuchtete Schwelle überschreitet, packt ein ungeheuer hässlicher Kerl,
offenbar ein Angestellter, die Türklinke und schließt hinter ihnen die
Tür. Es knallt heftig,
als sie zufällt und uns den Blick versperrt. Als Letztes sehen wir
nicht Ella und Chip, sondern den großen hässlichen Kerl, diesen Brecher
von Mann, in einem Nadelstreifenanzug. Seine Lippen sind geschminkt und
wirken sinnlich, die Augen sind schwarze Löcher und lassen an den
starken Gebrauch von Drogen denken. Das schreckliche Gesicht und das
ohrenbetäubende Knallen der Tür nehmen wir gleichzeitig wahr - und der
Eindruck scheint sogar die Kamera selbst zu erschüttern. Das Türknallen
geht nahtlos über in die Trommelschläge, mit denen der Satz »Dies Irae«
in Verdis »Requiem« beginnt. Wir sehen nur noch wirbelnden Rauch und das
böse glühende rote Neonlicht und hören die überwältigende Musik. Es ist
der Tag des Jüngsten Gerichts - und Joe Chip und Ella Runciter sind hinter der geschlossenen Tür verschwunden. - UBIK - Das Drehbuch, nach
(ubik)
|
||
|
|
|