osennarr, so nannten ihn die Leute der Nachbarschaft. Der lahme Dichter wird dies bezeugen. Der Rosennarr lebte mit seiner Mutter in einer Hütte. Jeden Morgen gingen sie zusammen zum Souk und kamen erst am Abend wieder zurück. Sie bettelte, und er verteilte seine Rosen an Frauen und schöne Mädchen. Er verlangte nichts von ihnen. Die Rosen kaufte er vom Geld seiner Mutter oder er stahl sie. Mehrmals wurde er verhaftet und verurteilt, aber aus Mitleid mit seinem Rosenfimmel begnadigte man ihn. Seine letzte Rose warf er immer der Bewohnerin des Erdgeschosses hin. Eines Tages warf sie ihm aus Rührung über seinen Fimmel ein Tuch zu. In jener Nacht träumte er von Rosenbeeten, in denen er Blüten schnitt, während aus dem Fenster der Frau lauter Tücher geflogen kamen. Der Tag des Tuches war besser als tausend Tage. Diese Frau bedeutet mein Heil seit jenem Tag, so sagte er zu allen, die er kannte. Sogar seine Lebensgeschichte teilte er danach ein: Dies war vor dem Tag des Tuches und das nachher. Auch die Frau selber war nachher nicht mehr dieselbe wie vorher. Er gab seine Rosen nicht mehr allen Frauen. Der Strauß, gekauft oder gestohlen, war nun einzig für die Frau mit dem Tuch bestimmt. Daß sie am Fenster war, wenn er mit den Rosen kam, war eine Art Abmachung zwischen ihnen, ein Rendezvous. Als aber ihr Mann von seiner Erkältung genas, nahm er den Geruch des Rosennarren auf dem Körper seiner Frau wahr. Und als er seine Augenkrankheit überwunden hatte, sah er den Narren, der aus dem Fenster sprang, dann seine Frau, die flugs durch die Tür schlüpfte und dem Rosennarren nachrannte. Er selber war zu dick, um die beiden zu verfolgen.  - Mohamed Choukri, nach (narr)
 
 

Narren Rose

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme