Richard III.   Shakespeare gibt, wie bekannt, Richard III. als einen mißgestalteten Schurken, der einen Buckel und allerlei Laster hat, ohne eine einzige gute Seite aufzuweisen, ansonsten nicht die Art des großen Dichters. Und im ersten Monolog, der übrigens recht unwahrscheinlich ist, sagt er, er sei „gewillt, ein Bösewicht zu werden" (das sagt man nicht!), und erzählt, daß er „Anschläge und schlimme Einleitungen" gemacht habe, und daß er „verschmitzt, falsch und verräterisch" sei. David Hume (flistory of England) bestätigt diese Bekenntnisse und läßt Richard Heinrich VI. und seinen eigenen Bruder ermordet haben. Indem er die Frau seines Bruders der Untreue beschuldigte, erreichte er, daß der Sohn für illegitim erklärt und er selbst gekrönt wurde. Darauf ließ er seine Neffen ermorden, die Söhne Edwards IV., verewigt von Delaroche. Und so weiter. Heute weiß man nichts davon, daß Richard III. überhaupt bucklig war. Es ist eine Lüge der Lancasterpartei, und in Humes eigener Geschichte wird ein Porträt gezeigt, auf dem der König wohlgestaltet ist, mit einem hübschen Gesicht, großen schrägstehenden, melancholischen Augen; und die hängenden Schultern widersprechen der Fabel vom mißgestalteten Rücken. Meine englische Quelle sagt nicht ein Wort über den Mord, sondern zeigt Richard als treuen Bruder und hilfreich. Im übrigen wird er gerühmt als mutig, gerecht, energisch, aber hart.

Das ist die Art des Hasses, die Kleider auszustopfen, Mörderrunzeln zwischen die Augen zu zeichnen und die Nase rot anzumalen!

Was aber soll man von den Geschichtsschreibern sagen? Der zuerst Richard III. reinwusch, war Walpole, der Sohn. Er war ein Whig, also aus der Volksopposition, die den Königsmord wohl für erlaubt ansah, unter gewissen politischen Urnständen, und es vielleicht Richard zur Ehre anrechnete, daß er dem dreißigjährigen Krieg der Rosen ein Ende gemacht. (Ich habe sein Buch nicht gelesen.) Die Urteile der Menschen, auch der Historiker, wurzeln in Leidenschaften und Interessen. Der Vater, Sir Robert Walpole, hatte wohl auf die Ansicht des Sohnes eingewirkt, denn der Vater muß durch sein eigenes Naturell eine gewisse Sympathie für Richard gehegt haben. Sir Robert wurde der Gewissenskäufer genannt und war eine rohe Natur, „für den politische Ehre ebenso unbekannt war wie weibliche Tugend". Er bewunderte Richard vielleicht; darum wusch er ihn rein, log ihn frei und ließ den Sohn die Skizze ausführen. Das geschah 1768, also dreihundert Jahre nach Richards Tod.  - (blau)

König

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