Reste, körperliche  Alison konnte nie an ihr Baby denken, ohne ein tiefes Aufwallen von Liebe und Kummer zu empfinden, das sich ihr wie ein unerträglich schweres Gewicht auf die Brust legte. Es war nicht wahr, daß die Zeit die bohrende Qual dieses Verlustes abstumpfte. Sie hatte jetzt mehr Gewalt über sich, aber das war alles. Nach jenen elf Monaten der Freude, der Ungewißheit und des Schmerzes war sie eine Zeitlang ganz unverändert geblieben. Catherine war auf dem Kirchhof ihrer damaligen Garnison beerdigt worden, und lange Zeit hatte das krankhaft quälende Bild des kleinen Körpers in seinem Sarge sie verfolgt. Durch ihr angsterfülltes Grübeln über den Verfall des winzigen einsamen Gerippes hatte sie ihre Nerven schließlich so zerrüttet, daß sie nach endlosen Formalitäten den Sarg wieder ausgraben ließ. Die körperlichen Reste hatte sie nach Chicago ins Krematorium bringen lassen und hatte dann die Asche im Schnee verstreut. Jetzt waren von Catherine nur noch die Erinnerungen übrig.  - Carson McCullers, Spiegelbild im goldenen Auge. Zürich 1974 (zuerst 1941)
 
 

Reste

 

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