eptilgeruch
Ist es dieses Klima, mehr als die Reptilien selbst,
was Herrn Palomar dunkel anzieht? Eine feuchte und weiche Wärme durchtränkt
die Luft wie einen Schwamm; ein scharfer, schwerer, fauliger Geruch zwingt einen,
den Atem anzuhalten; Licht und Schatten stagnieren in einer reglosen Mischung
aus Tagen und Nächten: Sind dies die Eindrücke, die man gewinnt, wenn man einen
Blick ins Außermenschliche wagt? Hinter der Scheibe einer jeden Vitrine zeigt
sich die Welt, wie sie war, bevor der Mensch existierte, oder wie sie nach ihm
sein wird, um zu beweisen, daß die Welt des Menschen nicht ewig ist und nicht
die einzige. Ist es das, was Herr Palomar sich vor Augen führen will, wenn er
diese Terrarien inspiziert, in denen die Pythons und Boas schlafen, die Klapperschlangen
aus Indien und die Baumnattern von den Bermudas?
Doch von den Welten, aus denen der Mensch ausgeschlossen ist, zeigt jede Vitrine nur ein winziges Ansichtsmuster, herausgerissen aus einem natürlichen Zusammenhang, der ebensogut auch nie existiert haben könnte, wenige Kubikmeter Atmosphäre, die von ausgetüftelten Apparaten auf bestimmten Temperatur- und Feuchtigkeitsgraden gehalten werden. Also wird jedes Exemplar dieses vorsintflutlichen Bestiariums künstlich am Leben gehalten, fast als wäre es nur eine Hypothese des Geistes, ein Erzeugnis der Phantasie, ein Konstrukt der Sprache, ein paradoxes Demonstrationsobjekt, um zu beweisen, daß die einzige wahre Welt die unsere sei...
Als wenn der Reptiliengeruch erst jetzt unerträglich würde, drängt es Herrn
Palomar plötzlich ins Freie. - (
calv
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