eptilblick   Er geht, er bewegt sich langsam, ganz aus einem Stück, mit gesetzten kleinen Schritten, welche gleiten. In der Art, wie er herankommt, in seiner Gestik, liegt etwas vom Reptil und vom Kamäleon - etwas Verschlafenes und Eisiges; ein kleines erloschenes Auge und die Haut drum herum überall zerknittert und faltig wie bei einer Echse. Er geht nicht auf die Leute zu: er beschnüffelt das Spalier, das sich bei seinem Vorüberkommen bildet, bleibt zögernd vor jemandem stehen und steht halb abgewendet, ohne ihm das Gesicht zuzudrehen, vor sich hinstarrend, richtet er nach einem Augenblick ein erstes verschnupftes Wort an ihn, es hat einen deutschen Akxent. Dann beim zweiten Wort sucht er, immer mit verschwommenem Blick starrend. Der Betreffende wartet; nichts kommt, und verkrampft sich in seiner Geniertheit. Nach einigen Sekunden zieht er sein Taschentuch heraus und wischt sich phlegmatisch über den Mund und ein weiteres Wort fällt, und dann geht er weiter. Manchmal gleitet in seinen Augen von glanzlosem Blau ein fahles Lächeln vorüber, ein stumpfer Glanz. Er ist in Zivil, trägt einen Frack, einen Hut, zwei Rosenknospen im Knopfloch und auf der Weste das große Ordensband der Ehrenlegion. Ave Caesar!  Er ist's.

Unheimlich! Das ist das Eigenschaftswort, das sich einem bei seinem Anblick aufdrängt. Gautier sagt, er ähnele einem wegen Trunksucht davongejagten Zirkusstallmeister. Auch davon hat er etwas. Unheimlich, linkisch, erschöpft, unerbittlich, Er gleicht ferner einem Abenteuerer, dem man in einem billigen Hotel in Deutschland begegnet, einem Ganoven aus Frankfurt.

Und ich sagte mir, wie ich ihn so betrachtete: »Das da, das also ist das Haupt Frankreichs, der Mann auf dem alles ruht. Das da ist Napoleon III.  - (gon)

 

Reptil  Tierblick

 

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