eligionsunterricht Am Freitag lernen wir Wasser in Wein, Schlange in Stock, Steine in Brot und Brot in Rosen, was wir aber nur im Notfall anwenden dürfen. Zum Abendbrot bekommt jeder ein Reiskorn, ein Stückchen Zwiebel, einen Tropfen Öl und eine Krume Parmesan. Daraus müssen wir uns ein Risotto vermehren. Am Samstag lernen wir dann blutende Wände, weinende Statuen (Tränen und Blut), Stigmata (permanente und solche, die nur an hohen Feiertagen Sichtbarwerden), Materialisationen aller Art, Epipha-nien und natürlich Visionen. Am Sonntag schließlich in Zungen reden,
Auferweckung von den Toten, Besessenheit in Schweineherde, Blinde, Lahme,
Taube. Nach dem Mittagessen müssen wir uns entscheiden, ob wir Konsubstantiation
oder Transsubstantiation belegen. Ich wähle Transsubstantiation:
wenn schon, denn schon. Anschließend gibt es Kaffee und Kuchen. Wer etwas anderes
will, heißt es, soll es sich verwandeln. Zum
Glück hat mir der Junge, der schon zweimal hier war, gesagt, dass es sich dabei
um den Abschlusstest handelt, weil sie sehen wollen, ob man bereit ist, seine
Fähigkeiten zu profanieren. Zwei sind wirklich so blöd und verwandeln ihren
trockenen Streuselkuchen und die Tasse Malzkaffee in ein Banana Split, Cola
und Apfeltaschen. Sie bekommen kein Zertifikat und müssen zum zweistündigen
Heulen und Zähneknirschen vor die Tür. Ich verwandle erst in meinem Mund und
ganz kurz vor dem Runterschlucken den Malzkaffee in Bohnenkaffee und den Streuselkuchen
in Schwarzwälder Kirsch. - (raf)
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