eiseempfehlung
Es ist die reine Wahrheit: hier würde kein Mann, um nichts
in der Welt, eine Jungfrau ehelichen. Eine Frau, die nicht mit vielen Männern
Verkehr gehabt hat, an viele verschiedene gewöhnt ist, ist nichts wert. Das
Volk behauptet nämlich, Mädchen, welche bei den Göttern in Ungnade seien, würden
auch von den Männern verabscheut. Wenn ein Gott an einer Frau oder Jungfrau
Gefallen findet, dann erst wird sie von den Männern begehrt. Und nun hört, wie
da vorgegangen wird. Sooft Fremde durch das Land reisen und ihre Zelte aufschlagen,
um zu übernachten, kommen die alten Weiber aus Dörfern und Weilern und bringen
die Mädchen, zwanzig oder vierzig oder mehr oder weniger. Sie bieten sie den
Männern an, sie möchten mit ihnen nach Belieben umgehen und mit ihnen schlafen.
Die Männer empfangen die Mädchen, vergnügen sich mit ihnen, solange es ihnen
Spaß macht; doch auf den Weg dürfen sie danach keines mitnehmen. Wenn die Reisenden
wieder aufbrechen, gehört es sich, daß sie den jungen Frauen, mit denen sie
die Nächte verbrachten, ein Schmuckstück oder irgendein Andenken geben, damit
diese bei einer zukünftigen Heirat ihre Liebeserfahrungen beweisen können. Es
ist Sitte, daß jedes Mädchen mehr als zwanzig solcher Andenken an seinem Halse
trägt, um zu zeigen, wieviel Männer schon ihr Vergnügen mit ihm gehabt haben.
Die Frau mit dem reichsten Halsschmuck ist die beste und begehrteste; die Tebeter
sagen, sie sei begnadet wie keine andere. Da der durch Liebesbeziehungen erworbene
Halsschmuck ein Zeichen göttlicher Gnade ist, wird die Trägerin die allerbeste
Gemahlin abgeben. Sobald die Ehe geschlossen ist, wird die Gattin in Ehren gehalten,
und Treuebruch gilt als grobes Vergehen, keiner würde eines andern Weib anrühren.
Es hat sich wirklich gelohnt, euch diesen Heiratsbrauch zu schildern, und
es wäre gar nicht abwegig für einen Burschen von sechzehn bis zwanzig Jahren,
dieses Gebiet zu besuchen. - (
polo
)