Entschließungen für mein Alter
Keine junge Frau heiraten.
Keine jungen Gefährten an mich fesseln, wenn sie es nicht wirklich wünschen.
Nicht launisch, mürrisch und mißtrauisch werden. Nicht die jeweilige Lebensweise, Denkart, Mode oder den Soldatenstand geringschätzen.
Nicht zu kinderfreundlich werden oder mir die Kinder zu nahe kommen lassen.
Nicht immer die gleiche Geschichte den gleichen Leuten erzählen.
Nicht habgierig werden.
Schicklichkeit und Sauberkeit nicht vernachlässigen, aus Furcht, abstoßend zu werden.
Mit jungen Menschen nicht überstreng sein, sondern für ihre jugendlichen Torheiten und Schwächen Verständnis zeigen. Schuftig klatschenden Dienstboten oder anderen weder einen Einfluß einräumen noch Gehör geben.
Nicht freigebig mit gutem Rat sein, noch jemand damit belästigen; es sei denn, man wünsche ihn.
Einige gute Freunde bitten, mich ins Bild zu setzen, welche von diesen Vorsätzen ich breche oder vernachlässige und mir zu sagen, in welcher Weise ich dagegen verstoße; und mich demgemäß bessern.
Nicht viel reden, erst recht nicht von mir selbst. Nicht mit meinem früheren guten Aussehen, meiner Kraft oder meinen Erfolgen bei Damen usw. prahlen. Nicht auf Schmeicheleien hören, noch mir einbilden, ich könne von einer jungen Frau geliebt werden; et eos qui haereditatem captant, odisse ac vitare.
Nicht rechthaberisch und starrköpfig sein.
Nicht aufhören, allen diesen Regeln nachzuleben, aus der Befürchtung,
es könnte mir unmöglich werden, sie zu befolgen. - Jonathan Swift
Regel (Goldene)
Das 3. Buch Mose, entstanden zwischen 1400 und 1200 v. u. Z., diente den Priestern des alten Israel als Handbuch. Es enthält vor allem detaillierte Vorschriften im Hinblick auf Opfergaben, rituelle Reinheit, Priesterweihe, Feiertage und Feste. Aber ein Satz darin hat allem Wandel der Zeiten widerstanden: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« (3. Mose 19,18)
Im rabbinischen Judentum wurde er von dem Weisen Hillel als Verneinung umformuliert: »Was dir unlieb ist, das tu auch deinem Nächsten nicht.«
Der Ursprung der Goldenen Regel für das Christentum ist Matthäus 7,12: »Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun, das tut ihnen auch.«
In den Analekten des Konfuzius (12,2) liest sich die Goldende Regel für China so: »Tu anderen nicht, was dir selbst nicht gefallen würde.« Der Weise fährt dann fort: »Es wird dann keine Regungen von Widersetzlichkeit gegen dich geben, gleichgültig ob du es mit Staats- oder Familienangelegenheiten zu tun hast.«
Der Ursprung der Goldenen Regel im Buddhismus ist das Dhammapada,
10, 129-130: »Wer sich zum Vorbild gemacht hat, soll weder schlagen noch
Anlaß zu Schlägen geben.« Im Text heißt es dann erklärend: »Wie ich bin,
so sind die anderen Wesen; daher soll eines das andere nicht schlagen noch
sich [von einem anderen] schlagen lassen. Das ist die Bedeutung.« - (pan
)
Regel (3)
585 n. Chr. dekretierte das
Kirchenkonzil von Mâcon, daß männliche Leichname
nicht neben weiblichen begraben werden durften, bevor diese sich zersetzt
hatten. Während jener Zeit untersagte die Kirche auch den Beischlaf zwischen
Eheleuten in den vierzig Tagen vor Weihnachten, den vierzig Tagen vor Ostern
und der Woche nach Pfingsten, ebenso am Vorabend hoher Festtage, sonntags,
mittwochs und freitags. Auch während der Schwangerschaft der Frau, dreißig
Tage nach der Geburt eines Knaben und vierzig nach der Geburt eines Mädchens
sowie fünf Tage vor dem Abendmahl war Geschlechtsverkehr verboten. Mittelalterliche
Christen können diese Regeln unmöglich befolgt haben, die — stellt man
die hohe Sterblichkeitsrate in Rechnung — den Fortbestand des Gemeinwesens
ernstlich gefährdet hätten. - (
erf
)
Regel (4)
Die gültige Regel in dieser
Sache stellt sich, wie bei gültigen Regeln häufig der Fall, als ein Paradox
dar. Trinke, weil du fröhlich bist, nicht aber,
weil es dir schlecht geht. Trinke nie, wenn du dich ohne Alkohol elend
fühlst, sonst wirst du enden wie der graugesichtige Ginsäufer in der Gosse;
trinken sollst du, wenn du auch ohne Alkohol fröhlich bist, dann wirst
du sein wie der heitere Bauer Italiens. Trink niemals, weil du es brauchst,
denn das ist verstandesbestimmtes Trinken und der gerade Weg in den Tod
und in die Hölle. Trink dagegen, weil du es nicht
brauchst, denn das ist unverständiges Trinken und Ausdruck der alten Gesundheit
der Welt. - Gilbert Keith Chesterton, Ketzer. Eine Verteidigung
der Orthodoxie gegen ihre Verächter. Frankfurt am Main 2004 (it 3023, zuerst
1905)
Regel
(5)
Wenn ein Haus brennt,
so muß man vor allen Dingen die rechte Wand des zur
Linken stehenden Hauses und hingegen die linke Wand
des zur Rechten stehenden Hauses zu decken suchen. Die Ursache ist leicht einzusehen,
denn wenn man zum Exempel die linke Wand des zur Linken stehenden Hauses decken
wollte, so liegt ja die rechte Wand des Hauses der linken Wand zur Rechten und
folglich, weil das Feuer auch dieser Wand und der rechten Wand zur Rechten liegt,
(denn wir haben ja angenommen, daß das Haus dem Feuer zur Linken liege), so
liegt die rechte Wand dem Feuer näher als die linke, das ist die rechte Wand
des Hauses könnte wegbrennen wenn sie nicht gedeckt würde, ehe die linke die
man deckt wegbrennte, folglich konnte etwas wegbrennen das man nicht deckt und
zwar eher ehe etwas anderes wegbrennen würde auch wenn man es nicht deckte,
folglich muß man dieses lassen und jenes decken. Um sich die Sache zu imprimieren
darf man nur bemerken, wenn das Haus dem Feuer zur Rechten liegt, so ist es
die linke Wand, und liegt das Haus zur Linken, die rechte Hand. -
(
licht
)
Regel
(6)
1. Alles hat heut zu Tage seinen Gipfel erreicht.
2.
Herz und Kopf.
3. Ueber sein Vorhaben in Ungewißheit lassen.
4. Wissenschaft
und Tapferkeit.
5. Abhängigkeit begründen.
6. Seine Vollendung erreichen.
7.
Sich vor dem Siege über Vorgesetzte hüten.
8. Leidenschaftslos seyn.
9.
Nationalfehler verleugnen.
10. Glück und Ruhm.
11. Mit dem umgehn, von
dem man lernen kann.
12. Natur und Kunst.
13. Bald aus zweiter, bald aus
erster Absicht handeln.
14. Die Sache und die Art.
15. Aushelfende
Geister haben.
16. Einsicht mit redlicher Absicht.
17. Abwechselung in
der Art zu verfahren.
18. Fleiß und Talent.
19. Nicht unter übermäßigen
Erwartungen auftreten.
20. Der Mann seines Jahrhunderts.
21. Die Kunst
Glück zu haben.
22. Ein Mann von willkommnen Kenntnissen.
23. Ohne Makel
seyn.
24. Die Einbildungskraft mäßigen.
25. Winke zu verstehn wissen.
26.
Die Daumschraube eines Jeden finden.
27. Mehr das Intensive als das Extensive
schätzen.
28. In nichts gemein.
29. Ein rechtschaffener Mann seyn.
30.
Sich nicht zu Beschäftigungen bekennen, die in schlechtem Ansehn stehn.
31.
Die Glücklichen und Unglücklichen kennen.
32. Im Rufe der Gefälligkeit stehn.
33.
Sich zu entziehn wissen.
34. Seine vorherrschende Fähigkeit kennen.
35.
Nachdenken, und am meisten über das, woran am meisten gelegen.
36. Sein Glück
erwogen haben.
37. Stichelreden kennen und anzuwenden verstehn.
38. Vom
Glücke beim Gewinnen scheiden.
39. Den Punkt der Reife an den Dingen kennen.
40.
Gunst bei den Leuten.
41. Nie übertreiben.
42. Von angeborner Herrschaft.
43.
Denken wie die Wenigsten und reden wie die Meisten.
44. Mit großen Männern
sympathisiren.
45. Von der Schlauheit Gebrauch, nicht Mißbrauch machen.
46.
Seine Antipathie bemeistern.
47. Ehrensachen meiden.
48. Gründlichkeit
und Tiefe.
49. Scharfblick und Unheil.
50. Nie setze man die Achtung gegen
sich selbst aus den Augen.
51. Zu wählen wissen.
52. Nie aus der Fassung
gerathen.
53. Thätigkeit und Verstand.
54. Haare auf den Zähnen haben.
55.
Warten können.
56. Geistesgegenwart haben.
57.
Sichrer sind die Ueberlegten.
58. Sich anzupassen verstehn.
59. Das Ende
bedenken.
60. Gesundes Urtheil.
61. Das Höchste, in der höchsten Gattung.
62.
Sich guter Werkzeuge bedienen.
63. Es ist ein großer Ruhm, der Erste in der
Art zu seyn.
64. Uebel vermeiden und sich Verdrießlichkeiten ersparen.
65.
Erhabener Geschmack.
66. Den glücklichen Ausgang im Auge behalten.
67.
Beifällige Aemter vorziehn.
68. Es ist von höherm Werth, Verstand, als Gedächtniß
zu leihen.
69. Sich nicht gemeiner Launenhaftigkeit hingeben.
70. Abzuschlagen
verstehn.
71. Nicht ungleich seyn.
72. Ein Mann von Entschlossenheit.
73.
Vom Versehn Gebrauch zu machen wissen.
74. Nicht von Stein seyn.
75. Sich
ein heroisches Vorbild wählen.
76. Nicht immer Scherz treiben.
77. Sich
Allen zu fügen wissen.
78. Kunst im Unternehmen.
79. Joviales Gemüth.
80.
Bedacht im Erkundigen.
81. Seinen Glanz erneuern.
82.
Nichts bis auf die Hefen leeren.
83. Sich verzeihliche Fehler erlauben.
84.
Von den Feinden Nutzen ziehn.
85. Nicht die Manille seyn.
86. Uebler Nachrede
vorbeugen.
87. Bildung und Eleganz.
88. Das Betragen sei großartig, Erhabenheit
anstrebend.
89. Kenntniß seiner selbst.
90. Kunst lange zu leben.
91.
Nie bei Skrupeln über Unvorsichtigkeit zum Werke schreiten.
92. Ueberschwenglicher
Verstand.
93. Universalität.
94. Unergründlichkeit
der Fähigkeiten.
95. Die Erwartung rege erhalten.
96. Die große Obhut
seiner selbst.
97. Ruf erlangen und behaupten.
98. Sein Wollen nur in
Ziffernschrift.
99. Wirklichkeit und Schein.
100. Ein vorurteilsfreier
Mann.
101. Die eine Hälfte der Welt lacht über die andre.
102. Für große
Bissen des Glücks einen Magen haben.
103. Jeder sei in seiner Art majestätisch.
104.
Den Aemtern den Puls gefühlt haben.
105. Nicht lästig seyn.
106. Nicht
mit seinem Glücke prahlen.
107. Keine Selbstzufriedenheit zeigen.
108.
Sich gut zu gesellen verstehn.
109. Kein Ankläger seyn.
110. Nicht abwarten,
daß man eine untergehende Sonne sei.
111. Freunde haben.
112. Sich Liebe
und Wohlwollen erwerben.
113. Im Glück aufs Unglück bedacht seyn.
114.
Nie ein Mitbewerber seyn.
115. Sich an die Karakterfehler seiner Bekannten
gewöhnen.
116. Sich nur mit Leuten von Ehr- und Pflicht-Gefühl abgeben.
117.
Nie von sich reden.
118. Den Ruf der Höflichkeit erwerben.
119. Sich nicht
verhaßt machen.
120. Sich in die Zeiten schicken.
121. Nicht eine Angelegenheit
aus dem machen, was keine ist.
122. Im Reden und Thun etwas Imponirendes
haben.
123. Ohne Affektation seyn.
124. Es dahin bringen, daß man zurückgewünscht
wird.
125. Kein Sündenregister seyn.
126. Dumm ist nicht, wer eine Dummheit
begeht, sondern wer sie nicht zu bedecken versteht.
127. Edle, freie Unbefangenheit
bei Allem.
128. Hoher Sinn.
129. Nie sich beklagen.
130. Thun und sehn
lassen.
131. Adel des Gemüths.
132. Zwei Mal überlegen.
133. Besser,
mit Allen ein Narr, als allein gescheut.
134. Die Erfordernisse des Lebens
doppelt besitzen.
135. Keinen Widerspruchsgeist
hegen.
136. Sich in den Materien festsetzen.
137. Der Weise sei sich selbst
genug.
138. Kunst, die Dinge ruhen zu lassen.
139.
Die Unglückstage kennen.
140. Gleich auf das Gute in jeder Sache treffen.
141. Nicht sich zuhören.
142. Nie aus Eigensinn sich auf die schlechtere
Seite stellen.
143. Nicht, aus Besorgniß trivial zu seyn, paradox werden.
144.
Mit der fremden Angelegenheit auftreten, um mit der seinigen abzu-ziehn.
145.
Nicht den schlimmen Finger zeigen.
146. In's Innere schauen.
147. Nicht
unzugänglich seyn.
148. Die Kunst der Unterhaltung besitzen.
149. Das
Schlimme Andern aufzubürden verstehn.
150. Seine Sachen haerauszustreichen
verstehn.
151. Voraus denken.
152. Nie sich zu dem gesellen, durch den
man in den Schatten gestellt wird.
153. Man hüte sich einzutreten, wo eine
große Lücke auszufüllen ist.
154. Nicht leicht glauben,
und nicht leicht lieben.
155. Die Kunst in Zorn zu gerathen.
156. Die
Freunde seiner Wahl.
157. Sich nicht in den Personen täuschen.
158. Seine
Freunde zu nutzen verstehn.
159. Die Narren ertragen
können.
160. Aufmerksamkeit auf sich im Reden.
161. Seine Lieblingsfehler
kennen.
162. Ueber Nebenbuler und Widersacher zu triumphiren verstehn.
163.
Nie, aus Mitleid gegen den Unglücklichen, sein Schicksal auf sich zuziehn.
164.
Einige Luftstreiche thun.
165. Ein redlicher Widersacher seyn.
166. Den
Mann von Worten von dem von Werken unterscheiden.
167. Sich zu helfen wissen.
168.
Nicht zu einem Ungeheuer von Narrheit werden.
169. Mehr darauf wachen, nicht
Ein Mal zu fehlen, als hundert Mal zu treffen.
170. Bei allen Dingen stets
etwas in Reserve haben.
171. Die Gunst nicht verbrauchen.
172. Sich nicht
mit dem einlassen, der nichts zu verlieren hat.
173. Nicht von Glas seyn
im Umgang, noch weniger in der Freundschaft.
174. Nicht hastig leben.
175.
Ein Mann von Gehalt seyn.
176. Einsicht haben, oder den anhören, der sie
hat.
177. Den vertraulichen Fuß im Umgang ablehnen.
178. Seinem Herzen
glauben.
179. Die Verschwiegenheit ist das Stempel eines fähigen Kopfs.
180.
Nie sich nach dem richten, was der Gegner jetzt zu thun hätte.
181. Ohne
zu lügen, nicht alle Wahrheiten sagen.
182. Ein Gran Kühnheit bei Allem,
ist eine wichtige Klugheit.
183. Nichts gar zu fest
ergreifen.
184. Nicht ceremoniös seyn.
185. Nie sein Ansehn von der Probe
eines einzigen Versuchs abhängig machen.
186. Fehler als solche erkennen,
auch wenn sie in noch so hohem Ansehn stehn.
187. Was Gunst erwirbt, selbst
verrichten, was Ungunst, durch Andere.
188. Löbliches zu berichten haben.
189.
Sich den fremden Mangel zu Nutze machen.
190. In Allem seinen Trost finden.
191.
Nicht an der großen Höflichkeit sein Genügen haben.
192. Friedfertig leben,
lange leben.
193. Dem aufpassen, der mit der fremden Angelegenheit auftritt,
um mit der eigenen abzuziehn.
194. Von sich und seinen Sachen vernünftige
Begriffe haben.
195. Zu schätzen wissen.
196. Seinen Glücksstern
kennen.
197. Sich keine Narren auf den Hals laden.
198. Sich zu verpflanzen
wissen.
199. Sich Platz zu machen wissen.
200. Etwas zu wünschen übrig
haben.
201. Narren sind Alle, die es scheinen, und
die Hälfte derer, die es nicht scheinen.
202. Reden und Thaten machen einen
vollendeten Mann.
203. Das ausgezeichnet Große seines Jahrhunderts kennen.
204.
Man unternehme das Leichte, als wäre es schwer, und das Schwere, als wäre es
leicht.
205. Die Verachtung zu handhaben verstehn.
206. Man soll wissen,
daß es überall Pöbel giebt.
207. Sich mäßigen.
208. Nicht an der Narrenkrankheit
sterben.
209. Sich von allgemeinen Narrheiten frei halten.
210. Die Wahrheit
zu handhaben verstehn.
211. Im Himmel ist Alles Wonne.
212. Die letzten
Feinheiten der Kunst stets zurückbehalten.
213. Zu widersprechen verstehn.
214.
Nicht aus Einem dummen Streich zwei machen.
215. Dem aufpassen, der mit der
zweiten Absicht herankommt.
216. Die Kunst des Ausdrucks besitzen.
217.
Nicht auf immer lieben, noch hassen.
218. Nie aus Eigensinn handeln, sondern
aus Einsicht.
219. Man gelte nicht für einen Mann von Verstellung.
220.
Wer sich nicht mit der Löwenhaut bekleiden kann, nehme den Fuchspelz.
221.
Nicht leicht Anlaß nehmen, sich oder Andre in Verwickelungen zu bringen.
222.
Zurückhaltung ist ein sicherer Beweis von Klugheit.
223. Weder aus Affektation,
noch aus Unachtsamkeit, etwas besonderes an sich haben.
224. Die Dinge nie
wider den Strich nehmen.
225. Seinen Hauptfehler kennen.
226. Stets aufmerksam
seyn, Verbindlichkeiten zu erzeigen.
227. Nicht dem ersten Eindruck angehören.
228.
Kein Lästermaul seyn.
229. Sein Leben verständig einzutheilen verstehn.
230.
Die Augen bei Zeiten öffnen.
231. Nie seine Sachen sehn lassen, wenn sie
erst halb fertig sind.
232. Einen ganz kleinen kaufmännischen Anstrich haben.
233.
Den fremden Geschmack nicht verfehlen.
234. Nie die Ehre Jemanden in
die Hände geben, ohne die seinige zum Unterpfand zu haben.
235. Zu bitten
verstehn.
236. Eine vorhergängige Verpflichtung aus dem machen, was nachher
Lohn gewesen wäre.
237. Nie um die Geheimnisse der Höhern wissen.
238.
Wissen welche Eigenschaft uns fehlt.
239. Nicht spitzfindig seyn.
240.
Von der Dummheit Gebrauch zu machen verstehn.
241. Neckereien dulden, jedoch
nicht ausüben.
242. Den günstigen Erfolg weiter führen.
243. Nicht gänzlich
eine Taubennatur haben.
244. Zu verpflichten verstehn.
245. Originelle
und vom Gewöhnlichen abweichende Gedanken äußern.
246. Nie dem Rechenschaft
geben, der sie nicht gefordert hat.
247. Etwas mehr wissen und etwas weniger
leben.
248. Der Letzte behalte bei uns nicht allemal Recht.
249. Nicht
sein Leben mit dem anfangen, womit man es zu beschließen hätte.
250. Wann
hat man die Gedanken auf den Kopf zu stellen?
251. Man wende die menschlichen
Mittel an, wie wenn es keine göttliche, und die göttlichen, wie wenn es keine
menschliche gäbe.
252. Weder ganz sich, noch ganz den Ändern angehören.
253.
Keinen allzu deutlichen Vortrag haben.
254. Ein Uebel nicht gering achten,
weil es klein ist.
255. Gutes zu erzeigen verstehn.
256. Allezeit auf
seiner Hut seyn gegen Unhöfliche, Eigensinnige u. s. w.
257. Es nie zum Bruche
kommen lassen.
258. Man suche sich Jemanden, der das Unglück tragen hilft.
259.
Den Beleidigungen zuvorkommen und sie in Artigkeiten verwandeln.
260. Keinem
werden wir, und Keiner uns, ganz angehören.
261. Nicht seine Thorheit fortsetzen.
262.
Vergessen können.
263. Manche Dinge muß man nicht eigentümlich besitzen.
264.
Keine Tage der Nachlässigkeit haben.
265. Seine Untergebenen in die Notwendigkeit
des Handelns versetzen.
266. Nicht aus lauter Güte schlecht seyn.
267.
Seidene Worte und freundliche Sanftmuth.
268. Der Kluge thue gleich Anfangs
was der Dumme erst am Ende.
269. Sich sein Neuseyn zu Nutze machen.
270.
Was Vielen gefällt, nicht allein verwerfen.
271. In jedem Fache halte sich,
wer wenig weiß, stets an das Sicherste.
272. Die Sachen um den Höflichkeitspreis
verkaufen.
273. Die Gemüthsarten derer, mit denen man zu thun hat, begreifen.
274. Anziehungskraft besitzen.
275. Mitmachen, so weit es der
Anstand erlaubt.
276. Seinen Geist, mit Hülfe der Natur und Kunst, zu erneuern
verstehn.
277. Zu prunken verstehn.
278. Abzeichen jeder Art vermeiden.
279.
Dem Widersprecher nicht widersprechen.
280. Ein Biedermann seyn.
281.
Gunst bei den Einsichtigen finden.
282. Durch Abwesenheit seine Hochschätzung
oder Verehrung befördern.
283. Die Gabe der Erfindung besitzen.
284. Man
sei nicht zudringlich.
285. Nicht am fremden Unglück sterben.
286. Man
sei Niemanden für Alles, auch nie Allen verbindlich gemacht.
287. Nie handle
man im leidenschaftlichen Zustande.
288. Nach der Gelegenheit
leben.
289. Nichts setzt den Menschen mehr herab, als wenn er sehn läßt daß
er ein Mensch sei.
290. Es ist viel Glück, zur Hochachtung auch die Liebe
zu besitzen.
291. Zu prüfen verstehn.
292.
Die persönlichen Eigenschaften müssen die Obliegenheiten des Amts übersteigen.
293.
Von der Reife.
294. Sich in seinen Meinungen mäßigen.
295. Nicht wirksam
scheinen, sondern seyn.
296. Ein Mann von erhabenen Eigenschaften.
297.
Stets handeln, als würde man gesehn.
298. Drei
Dinge machen einen Wundermann.
299. Hunger zurücklassen.
300. Mit Einem
Wort, ein Heiliger seyn. - (
ora
)
Regel
(6) Man soll Feuer nicht
mit dem Schwerte schüren, soll die Waage nicht überschlagen lassen, nicht müßig
auf dem Kornmaß sitzen, das Herz nicht essen, nicht beim Abnehmen, sondern beim
Aufsichnehmen der Last sich beteiligen, die Decken immer zusammengebunden haben,
das Bild der Gottheit nicht auf dem Ringe mit sich herumtragen, die Spur des
Topfes in der Asche verwischen, das Gesäß6 nicht mit der Fackel abwischen, nicht
der Sonne zugewandt sein Wasser abschlagen, nicht auf der großen Heerstraße
wandeln, nicht leicht mit der Rechten einschlagen, nicht Schwalben unter dem
nämlichen Dache haben, Vögel mit krummen Klauen nicht bei sich züchten, auf
abgeschnittene Nägel und Haare nicht pissen und nicht darauftreten, ein scharfes
Schwert abseits kehren, wenn man verreist, nicht an der Grenze sich umwenden.
- Pythagoras, nach (
diol
)
Regel
(7) Anstatt
eines Fadens genügt uns auch ein Stück Kreide; unser Labyrinth
bestehe aus Kreuzungen und Gängen. Mit der Kreide markieren wir die von einer
Kreuzung abgehenden Gänge, und zwar ein Haken für bereits einmal durchlaufene
Gänge, und zwei Haken für „tote“ Gänge. Konkret lauten die Regeln für unsere
Suche im Labyrinth:
* Befindet man sich in einer Sackgasse, so dreht man einfach um und geht zurück zur letzten Kreuzung.
* Hat man dagegen eine Kreuzung erreicht, malt man erst mal einen Haken an die Wand des Ganges, durch den man gekommen ist, um später ggf. wieder zurück finden zu können. Anschließend gibt es mehrere Möglichkeiten:
o Zunächst kontrolliert man, ob man im Kreis gelaufen ist: Wenn der Gang, durch den man gekommen ist, soeben seinen ersten Haken bekommen hat und wenn außerdem noch weitere Haken an anderen Gängen der Kreuzung sichtbar sind, so ist dies der Fall, und man macht einen zweiten Haken an den Gang und dreht um.
o Ansonsten prüft man, ob die Kreuzung noch unerkundete Gänge hat: Falls es noch Gänge ohne Markierungen gibt, so nimmt man von diesen den ersten von links und malt dort einen Haken an die Wand.
o Andernfalls
hat man bereits alle von der aktuellen Kreuzung abgehenden Gänge untersucht,
und man nimmt den Gang, der nur einen Haken hat (es sollte davon nur einen geben,
denn haben alle Gänge bereits zwei Haken, so steht man wieder am Start, und
es gibt keinen Ausgang aus dem Labyrinth) -
Michael
Dom, Falk Hüffner, Rolf Niedermeier, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Regel
(8) Welches ist die
beste Zeit um Feen zu sehen? Ich denke, darüber
kann ich euch wohl etwas sagen. Die erste Regel lautet: Es muß ein sehr
heißer Tag sein. Nehmen wir das mal als gegeben an. Und ihr müßt etwas
schläfrig sein, aber auch wieder nicht zu
schläfrig. Und dann solltet ihr euch auch ein bißchen feenmäßig fühlen.
So der Zustand, den man im Schottischen übersinnlich nennt. Das ist vielleicht
ein ganz zutreffendes Wort, vorausgesetzt, ihr wißt ohnehin, was ich meine.
Es tut mir leid, es ist schwierig zu erklären, ihr müßt eben warten, bis
ihr eine Fee trefft. Dann wißt ihr es. Und die letzte Regel wäre noch,
daß keine Grillen zirpen sollten. Mehr kann ich
dazu nicht sagen. Für den Anfang sollte das auch genügen. Also, wenn all
dies zusammenkommt, besteht eine gute Chance, daß ihr Feen seht, oder sagen
wir mal, jedenfalls eine bessere Chance, als wenn all dies nicht der Fall
ist. - Lewis Carroll, Sylvie
und Bruno, nach: (anders)
Regeln
(9) ›Dein
Glück wird dir nie fehlen, wenn du auch am Hofe keinem alten
Weibe ohne Freundlichkeit vorbeigehst; sie regieren
die Welt, weil ihre Jugendfreunde allmählich durch Veralten zu den höchsten
Stellen aufsteigen: eine Höflichkeit von einem jungen
Mann macht ihnen mehr Freude als zehn von einem alten. Glaub mir; ich kenne
den Hof. Doch dies sei deine zweite Lehre: tue nie, als ob du jemand kennst,
der von dir in irgend einer Gestalt oder Maske nicht will gekannt sein; darum
halte die Frage, die dir auf der Zunge schwebt, zurück, wer ich eigentlich sei.
Genug sei es für dich zu wissen, daß wir Waliser nach Glendowers Tode alle unsre
Hoffnungen auf Frankreichs Küste geankert haben. Vier Hofregeln will ich dir
noch geben: Dich nicht zu schämen, dich nicht
zu grämen, dich nicht zu ekeln, dich nicht
zu ärgern; dein ist die Welt, wenn sie dir gefällt!‹
- Achim von Arnim, Owen Tudor
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