Rechtschreibreform Einst forderte George Bernard Shaw dazu auf, die englische Orthographie der gesprochenen Sprache anzupassen, und setzte für sinnvolle Reformvorschläge eine beträchtliche Summe aus. Als Beispiel für den »Unfug«der englischen Schreibweise führte er vor: »Wenn man >gh< wie in >to laugh< spricht (= f), und >O< wie in >women< (= i), und >ti< wie in >nation< (= sch): dann kann man >fish< (= Fisch) auch gleich >ghoti< schreiben.« Die von Shaw ausgesetzte Summe kann man sich noch immer verdienen (+ die inzwischen aufgelaufenen Zinsen). Aus »ghoti« aber ist inzwischen der in Krimi-Kreisen sehr beliebte Inspektor Ganesh Ghote (= ghoti) bei der indischen Kripo in den Romanen von H. R. E Keating geworden. - (hwh2)

Rechtschreibreform (2)

Kurt Schwitters an den Schweizer Dadaisten Arp. Brombeeren (2)

leiber pra!

zunächst sage ich weshalb?

weshalb schreibt man groß und klein? ich schreibe alles klein. dann sage ich warum? warum macht man Interpunktion ich schreibe ohne interpunktion dann frage ich wozu wozu schreibt man umlaute ich laute nicht mehr um ich schreibe zurich erfüllt zuruckgezogenheit personlich überbringen alsdann erinnere ich mich an den alten satz aus der mathematik nämlich daß es beliebig ist in welcher reihenfolge ich addiere respektiere multipliziere und schreibe nun leibe statt liebe weil liebe leiber leibt und gebe nun endlich die reserve der wörterunt ereinanderaufindemichnurnocheinriesesenhaftgr oßeswortschreibeoderweilmehrschriebetitsoladinorthograp hieistnaturlichnebensachegewordenunddensinngebeichnun mehrzugunstendesunsinnspreisworaufdannderdiedaßklmno ppqrsutabelgikemaminopetroleumseuchekakrrrkrrrksrsrsto petitonobilamenteyakkaanteelinguekitonpausbakrokodilemadiemadedilemma*)      

 kuwitter

*)          Hier erlitt der Setzer einen Tobsuchtsanfall und drohte mit dem Generalstreik, wenn ihm zugemutet wurde, weiter von dem Kuhgewitter etwas zu setzen. D. H. - Kurt Schwitters (1920)

Rechtschreibreform (3) Di Ortografi, eine Sache, di beina jedem so notwendig, wi das Sprechen ist, sol auf alle Weise schwer gemacht würden.

Bei der neüen Ortografi geschit das Gegenteil; si ist aber besonders auch deswägen zu ferwerfen. Denn wir haben so fil Zeit zur Erlernung der Hauptsachen übrig, daß wir, um nur nicht müssig zu sein, ja recht lange mit diser Näbensache zubringen müssen. Und solte dis auch ein wenig zweifelhaft sein; so ferlont es sich gleichwol der Mühe nicht, sich mit Erleichterung der Ortografi abzugäben.

Man kan mir einwenden: Di Leüte haben bei Einfürung der Rechtschreibung weder an Grundseze, noch an Zwek gedacht, und si sei nach und nach nun so aufgekommen. Man kan dis so gar durch allerhand Beispile unsrer neüesten Zeit in sein Licht sezen, z. E. daß es jezt aufkeme, di zweite Endung solcher Namen, wi: Richter Richter‘s zu schreiben; da doch ni Jemand: Richteres umgeendet hette, und das Häkchen in: Richte‘rs nicht, wi in: Maria‘s, das Zeichen der Denung sein könte. (Das fümfte fon mir übersene; denn man endet äben so wenig: Mariaes, wi: Richteres um.) Und es weren doch gleichwol nicht di dürren Zeiten der Mönche, sondern unsre grünen, da so was einrisse. Wen dises auch di Art der Entstehung ist; so hört doch deswägen nicht auf war zu sein, daß unsre jezige Rechtschreibung, irer Beschaffenheit nach, keine andre Grundseze, und keinen andern Zwek, als di angefürten haben kan. Uebrigens dürfte, was di Art der Entstehung betrift, Folgendes wol nicht ganz one Warscheinlichkeit sein. Zu der Zeit, da di Mönche, und ires gleichen unsre Ortografi, wi si jezo gröstenteils noch ist, einfürten, waren si es allein, di schreiben konten. Sie kanten den Anteil, dan si dadurch an der Regirung hatten, fil zu gut, um nicht auf alle Weise zu ferhindern, daß di Fürsten und ire bewafneten Diner nicht auch schreiben lernten. Und so hatten si denn zu ihrem Zwekke, wi di langdaurende Erreichung desselben genung zeigt, gar keine schlechte Mittel gewält.

Nur noch zwei Fragen. Wen wir di Mönchsortografi nicht hetten, sondern eine bessere, und dan einer jene forschlüge, und zugleich Grundseze und Zwek anfürte; är könte aber keine andre als di erwänten, weil es keine andre gibt: würde man im darüber nicht wenigstens ein leises Wort zu sagen haben? Und hat man sich selbst keins, wen man zur Ferteidigung der ersten, und zur Ferwerfung der lezten in lautes Geschrei ausbricht; endlich aber müde und heiser zu  sich selbst komt, und dan nur mit einem halben Gedanken überlägt, wofür, und wowider man denn so geschrien habe? - Klopstock

Rechtschreibreform (4)    Einer der größten Einwände, die man gegen diese Reform erheben kann,   ist die Frage: wozu? In einigen Jahren wird es keine Bücher mehr geben, weil dann nur noch die sogenannten »mechanischen« Übertragungsmittel der Sprache benutzt werden. Von diesem Augenblick an ist die Orthographie undenkbar. Andererseits muß zugegeben werden, daß das Buch kein besonders gut erfundener Gegenstand ist:

es zieht Staub an, geht leicht auseinander, ist anfällig und unpraktisch und vor allem braucht man für eine Bibliothek viel Platz. In gewisser Hinsicht mißfällt mir diese Aussicht nicht einmal so sehr. Keine Bücher mehr. Warum nicht? Es hat vor der Erfindung der Buchdruckerkunst viele literarische Werke gegeben, warum sollte es danach nicht auch noch welche geben? Oder warum nicht überhaupt keine Literatur mehr? - Raymond Queneau, Striche, Zeichen und Buchstaben. München 1990 (zuerst 1950)

Rechtschreibreform (5)  Im buch finden wir 2 Ultradoitsh-Modelle: das S-MODELL, das für SERIÖS steht, is ein ernsthafter Vorschlägepaket für die Reform der deutschen Rechtschreibung, und das U-MODELL, das für UNSERIÖS steht. Da wird die Grammatik entschlackt. Das schlägt der Autor nich ernsthaft vor, er wollte nur zeigen, daß es auch einfach ginge, wenn man nur wöllte.

Das Ultradoitsh-S-Projekt sieht 2 Änderungen pro Jahr vor, bis zum Jahr 2012. Jede Änderung sollte durch eine Volksabstimmung bestätigt werden. Die alte Schreibweise wär parallel gültig, bis der letzte, der so schreibt, ausgestorben is. Im Buch wird am Anfang eines jeden Kapitels eine neue Änderung eingeführt und danach geschrieben.

Manche regeln ham eine oder zwei Unterregeln, di hir nich erwänt werden.

1995, 1. ÄNDERUNG: abschaffung des großschreibzwangs. es bleibt jedem überlassen, ob und wann er großschreibt. er kann so weiterschreiben wie bisher, er kann auch immer den letzten buchstaben groß schreiben (herberT waR aM endE). am besten is der europäische standard: satzanfang und eigennamen groß, sonst alles klein. der is exakter als der deutsche. die deutschen können zwischen ein substantiv und ein adjektiv unterscheiden (helft den armen Vögeln - helft den Armen vögeln) aber können nich zwischen eim eigennamen und eim substantiv unterscheiden (Bayern (land) und Bayern (einwohner), so auch Polen/Polen, Schweden/Schweden, usw), dem spiegel (möbelstück), Der Spiegel (die zeitschrift), di Erde (planet) und di erde (boden, substanz). zusätzlich kann der resteuropäer viel leichter erkennen, daß es sich um ein punkt oder um ein komma handelt, weil der satzanfang groß geschrieben wird. eigennamen sind selten genug, so daß fast immer ein großbuchstabe eim satzanfang entspricht. was nich der fall im deutschen is, wo jedes dritte wort groß geschrieben wird. also hat der europäische standard diesen zusätzlichen vorteil. der autor gebraucht es trotzdem nich, weil er seit jahren nich mehr großbuchstaben verwendet. den reformgegnern, die auf präzision stehn, schlägt er vor:

satzanfang - 1. buchstabe groß

substantiv - 2. buchstabe groß

artikel - 3. buchstabe groß

adjektiv - 4. buchstabe groß

verb - 5. buchstabe groß

eigenname - 6. buchstabe groß

präposition - 7. buchstabe groß

konjunktion - 8. buchstabe groß

adverb - 9. buchstabe groß

pronomen -10. buchstabe groß

das is dann richtig deutsch und exakt. wenn das wort nich lang genug is, schreibt ma halt eine zahl hinterher, z.b. beim satz

ein theoretiker ist ein mensch der praktisch nur denkt.

ein is artikel, also eiN. theoretiker is substantiv, also tHeoretiker. beim IST ham wir schon das problem, verben sollten den 5. buchstabe groß ham, aber IST hat nur 3 buchstaben, also schreiben wir die zahl dahinter: ist5. und so weiter. am schluß ham wir:

eiN tHeoretiker ist5 eiN mEnsch der10 praktiscH nur9 denkT. - Ze do Rock

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