Rat, mütterlicher  »Das war deine Tante, und du darist nicht von ihr sprechen.«

Amelia sagte: »Warum?«

»Weil es eine Schande ist«, antwortete ihre Mutter und blickte durch das Fenster auf die liebliche englische Landschaft. Sogleich, auf dem Weg zur Zimmertür, trat sie zu nahe an Amelia heran, wie man im Dunkeln einem Gegenstand zu nahe kommt; dies war ihre Art von Heimlichkeit: »Laß nie einen Mann dich berühren, zeig nie irgend etwas, behalt deine Beine in deinem eigenen Leben, und wenn du zu einem Weib heranwächst, verbirg das als ein Geheimnis sogar vor dir selbst.« Sie schauderte. «Hab nie, nie, nie Kinder. Und Gott verzeih mir.«

»Verzeih...?«

»Daß ich dich sterblich gemacht hab. Wenn du lebst, wirst du eine Närrin sein. Eine Frau muß stark sein, um zu sterben, bevor sie eine Närrin gewesen ist. Keine hat Einbildungskraft; ich hatte sie nicht, und du wirst sie nicht haben.«    - (ryder)

Rat, mütterlicher (2)  »Meine Mutter hat mir nur zwei Verhaltungsmaßregeln gegeben, und beide waren gut. ›Geh niemals ohne Ruder auf See, Sohn‹, sagte sie, ›selbst, wenn du mit der Queen Mary fährst; und gib dich nicht mit Frauen ab, die nicht kochen können, weil sie höchstwahrscheinlich im Schlafzimmer auch nicht viel taugen.‹«

»Du weißt doch, daß deine Mutter längst tot und unter der Erde war, bevor man überhaupt daran dachte, die Queen Mary zu bauen.«

»Sie war eine halbe Schottin«, sagte ich, »und manche von diesen Leuten können in die Zukunft sehen.«  - Dashiell Hammett, Rote Tür in Chinatown. Frankfurt am Main und Berlin 1969

Rat, mütterlicher (3)  Am Ende des Mittagessens ließ ein Dreiundvierzigjähriger gewohnheitsmäßig immer ein unzerkautes Stück Apfel im Mund und lutschte daran herum. Seine Mutter sagte zu ihm: »Sei vernünftig und schluck's runter!« Er tat so, als würde er's hinunterschlucken, ließ es aber noch zum Lutschen in seinem Mund versteckt. Als seine Mutter eines Tages im November schon ein paarmal gesagt hatte: »Schluck den Apfel runter!«, gab sie ihm einen Klaps auf den Kopf, von hinten. Der Apfel rutschte ihm in die Kehle, ohne daß er's wollte, und blieb ihm dort stecken; es war nichts mehr zu machen, auch wenn ihm kräftig auf den Rücken geklopft wurde: er mußte ersticken. Daher ist die Nachricht falsch, er habe sich wegen seines inhaltlosen und laschen Lebens umgebracht.  - (cav)
 
 

Mutter Rat, guter

 

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