Rassehengst  In der Verpflegungsstelle  lag im Fieberdelirium ein verwundeter Rotarmist, und Stjopka Duplistschew, ein dümmliches Kosaklein, striegelte den Rassehengst Orkan, der dem Divisionschef gehörte und von Ljuljuscha, der Rostower Rekordstute, abstammte. Der Verwundete flüsterte hastig vor sich hin — von Schuja, einer Färse, vom Flachshecheln; Duplistschew indes übertönte sein klägliches Flüstern, er sang das Lied vom Offiziersburschen und dem dicken Generalsweib, sang immer lauter, schwang den Striegel und bürstete das Pferd. Da unterbrach ihn Saschka, die üppig gewordene Saschka, das Schwadronsliebchen. Sie ritt zu dem Burschen heran und sprang vom Pferd.

»Na, machen wir's ?« fragte Saschka.

»Pack dichl« antwortete Duplistschew, kehrte ihr den Rücken zu und flocht Orkan Bänder in die Mähne.

»Bist du dein eigner Herr, Stjopka«, fragte Saschka, »oder bist du 'n Stiebellecker?«

»Pack dich«, antwortete Stjopka, »ich bin mein eigner Herr.«

Er flocht weiter seine Bänder, doch mittendrin schrie er mir verzweifelt zu:

»Da sehn Sie's, Kirill Wassiljitsch, haben Sie mal acht, mit was für Schmähungen sie nach mir schmeißt. Den ganzen Monat schon muß ich Unaussprechliches von ihr leiden. Wo ich mich hindreh — sie ist da; wo immer ich hingeh — sie versperrt mir den Weg: Laß den Hengst rüber, laß den Hengst rüber l Und dabei tut mir der Divisionschef tagtäglich einschärfen: Stjopka, sagt er, dir werden viele auf die Pelle rücken von wegen dem Hengst da, doch du darfst es nicht leiden bis in sein viertes Jahr . . .«

»Bei euch soll man's womöglich schon leiden, wenn ihr fünfzehn seid«, murmelte Saschka und wandte sich ab. »Mit fünfzehn womöglich schon, und trotzdem, man sagt nichts, läßt die Knirpse ran.«

Sie ging zu ihrer Stute, zog den Sattelgurt stramm und machte sich zum Aufbruch bereit.

Die Sporen an ihren Schuhen klirrten, ihre dünnen, kotbesprenkelten Strümpfe waren mit Heuhalmen verziert, ihre gewaltigen Brüste schlugen nach dem Rücken zu aus.

»Einen Rubel hab ich mitgebracht«, sagte Saschka abseits und setzte den Schuh mit dem Sporn in den Steigbügel. »Jawohl, nun nehm ich ihn eben wieder mit.«

Die Frau holte zwei nagelneue Fünfzigkopekenstücke hervor, wog sie auf der flachen Hand und barg sie wieder am Busen.

»Na, machen wir's ?« sagte da auf einmal Duplistschew,

der kein Auge von den Silberstücken gelassen hatte, und führte den Hengst hinzu.

Saschka wählte eine leicht geneigte Stelle auf der Lichtung und stellte die Stute zurecht.

»Du bist ja nun nicht der einzige, der hier 'n Hengst hat«, sagte sie zu Stjopka und wies Orkan die Richtung. »Aber mein Stutchen ist ein Prachttier, zwei Jahre nicht gedeckt, da hab ich mir gedacht, wirst ihr mal gutes Blut beschaffen.«

Saschka war mit dem Hengst zuwege gekommen und führte hernach ihr Pferd beiseite.

»Nun hast du deine Füllung, mein Mädchen«, flüsterte sie, küßte ihre Stute auf die feuchten, scheckigen Lippen mit den herabhängenden Speichelfäden, schmiegte sich an das Pferdemaul und horchte dann auf den stampfenden Lärm im Walde.

»Die 2.Brigade kommt«, sagte Saschka streng und drehte sich nach mir um. »Wir müssen hin, Ljutytsch.«

»Ob sie kommt oder nicht«, schrie Duplistschew, und die Kehle war ihm wie zugeschnürt, »'s Geld für'n Hengst rück raus!«

»Das Geld ist auch bei mir gut aufgehoben«, murmelte Saschka und schwang sich in den Sattel.  - (babel)

 

Hengst

 

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