änke Frau
von Espagnet, eine gutaussehende und geistvolle Person, die Frau des größten
Anhängers der Fronde im Parlament von Bordeaux, galt als fromm, ihre Ränke entdeckte
man aber folgendermaßen: Eine Witwe, deren sie sich bediente und bei der ihre
Stelldicheins stattfanden, legte eines Tages eine Generalbeichte ab und erzählte
das ganze heimliche Leben der Dame. Der Beichtiger fand
es an der Zeit, Frau von Espagnet vom Laster abzubringen, indem er durch ihren
Pfarrer, den Pater Bonnet, Pfarrer von Saint-Eulalie - das Volk sagt «Saint-Aulari»
-, der ein rechter Biedermann war, ihr ins Gewissen reden ließ. Der Pater Bonnet
sagte, er halte nichts davon für wahr. Die Witwe macht sich erbötig, sie ihm
zu zeigen bei der Belustigung mit einem Franziskaner namens Pater Romain. Man
schließt ihn in eine Kammer ein, und er sieht mehr, als er hätte sehen wollen,
denn der gute Pfarrer glaubte, der einzige zu sein, der sich der Umarmungen
der Dame erfreute, mit der er seit langer Zeit auf sehr vertrautem Fuß stand.
Der Pater Bonnet erfuhr dann die ganze Geschichte und erzählte sie Darbo, von
dem ich sie wiederum habe. Jener Franziskaner, welcher bei Frau von Espagnet
nichts erlangte, wandte sich schließlich an ihre Vertraute, und mittels hundert
Pistolen, wenn die Dame auch sagte, er rieche zu sehr nach Öl, gelangte er an
sein Ziel. Sie wollte sie eine nach der anderen zählen, der Mönch hatte sie
in einem grünen Samtbeutel gebracht; danach machten sie sich an die Betstunde.
Ihr Handel dauerte mehrere Tage; schließlich üeß sich der Mönch einfallen, der
recht große Mühe gehabt hatte, seine hundert Pistolen zusammenzubekommen, und
sie jetzt, da er nicht mehr so ausgehungert war, gern zurückgehabt hätte, ihr
zu sagen, er hätte sie geliehen. Sie lachte ihn aus. Der Mönch beschloß, sich
zu rächen. Er ließ sich nichts anmerken und verabredete ein Stelldichein, bevor
er sich aber hinbegab, ging er bei einer frommen Witwe vorbei, wo er sich nach
Herzenslust verlustierte, aus Sorge, von der Dame versucht zu werden, die er
Lust hatte zu strafen, und er sucht sie auf, versehen mit einer anständigen
Geißel. Sein bini sagte zu der Vertrauten: «Ich weiß nicht, wie der Bruder Romain
sich darauf versteht, aber auf dem Herweg hat er sich rechtschaffen verausgabt.»
Als der Mönch sie auf dem Bett hielt, zieht er seine Geißel, schürzt sie auf
und gibt sie ihr aus Leibeskräften mit den Worten. «So! Ihr gebt mir meine hundert
Pistolen nicht zurück! So! Ihr gebt sie mir nicht zurück!» Sie wagte nicht einmal
zu schreien, und so mußte die Auspeitschung geduldig ertragen werden, denn der
Hurenkerl war stark und hielt sie unter seinem linken Arm so fest, daß sie sich
nicht rühren konnte.
Es heißt, sie habe immer irgendeinen Mönch, weil sie zur Schweigsamkeit verpflichtet
sind, und ihr Gatte war der Mann, sie zu erdolchen, wenn er irgendeinen Verdacht
geschöpft hätte. Man sagt, aus demselben Grund habe sie sich auch des Erziehers
ihrer Kinder bedient. Jener Pater Bonnet galt als Heiliger. Er wurde beinahe
seliggesprochen. - (
tal
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