uerkopf  

  - (mer)

Querkopf   (2)  Der T-förmige Kopf des Hammerhais gehört zu den staunenswerten Erfindungen der Natur — jetzt haben Forscher sein Geheimnis gelüftet. Bekannt war bisher nur, dass der gewaltige Hammerkopf einen unvergleichlichen Panoramablick erlaubt, da die Augen auf den Ecken sitzen.

Hammerhai

Doch nun hat Stephen Kajiura vom Hawaii Institute of Marine Biology entdeckt: Der Querkopf ist zugleich ein feinsinniger Sensor, mit dem der Raubfisch die elektrischen Felder von Heringen, Schwertfischen, Sardinen, Menschen und anderen Beutetieren zielsicher zu orten vermag. Zwar tragen auch andere Haiarten Elektrosensoren auf ihren Köpfen. Doch dieser zusätzliche Sinn der Haie ist bei den Hammnerhaien viel stärker ausgeprägt. Auf ihren T-Köpfen zählte Kajiura weit mehr Elektrosensoren als auf den klassisch geformten Schädeln der Atlantischen Braunhaie. Der Forscher wies nach, dass die Hammerhaie damit im Vorteil sind: Dazu hielt er den Raubfischen einen künstlichen Köder hin, der ein elektrisches Feld aufbaut. Während die Braunhaie das Ziel immer mal wieder verfehlten, schnappten die Hammerhaie stets präzise zu. - Der Spiegel 36 / 2002

Querkopf (3)  Er hatte von Kindheit an einen ungeheuer großen Querkopf. Gegen die Mode seiner Zeit ging er ohne Kopfbedeckung. Einmal brach er aus Jux den Landfrieden. Als er in einem bayerischen Gasthaus auf das Bild des Königs an der Wand spuckte, war die Majestät monatelang beleidigt. Für diese Zeit wurde Panizza ins Gefängnis genötigt. Nachdem nun der Landfriede gebrochen und die Majestät beleidigt waren, lästerte er zur Abwechslung Gott. Panizza fraß Pfarrer. Na, Mahlzeit!

Panizza nahm sich öfters zu viel Pressefreiheit heraus. Auch hatte er keine hohe Meinung. Er war auch nicht der öffentlichen Meinung. Er rührte auf. Er beleidigte die Amtsehre. Seine Nachrede war sehr übel.

Oskar Panizza konnte zuletzt der Staatsgewalt nicht länger widerstehen. -  Alois Brandstetter, Überwindung der Blitzangst. München 1974 (dtv sr 27, zuerst 1971)

Querkopf   (4)   Quoin war voll von unberechenbaren Launen. Darüber hinaus war er ein sehr querköpfiger, verbitterter, bösartiger, reizbarer kleiner alter Mann. Ebenso waren auch alle übrigen Angehörigen der Gruppe der Stückmeister einschließlich der beiden Stückmeistermaate und aller Konstabelmaate. Alle hatten sie die gleiche dunkelbraune Hautfarbe und Gesichter wie geräucherter Schinken. Dauernd brummten und knurrten sie um die Batterien herum und liefen zwischen den Geschützen umher, vertrieben die Matrosen von ihnen und fluchten und schimpften, als wäre in ihrem Beruf ihr ganzes Gewissen vom Pulver versengt und schwielig geworden. Tatsächlich war es ein höchst unerfreulicher Verein, insbesondere Priming, der näselnde Stückmeistersmaat mit der Hasenscharte, und Cylinder, sein stotternder Gehilfe mit dem Klumpfuß. Aber man wird stets bemerken, daß auf jedem Kriegsschiff die Gruppe der Stückmeister unfehlbar schlecht gelaunt, häßlich und unverträglich ist. Als ich einmal ein englisches Linienschiff besuchte, waren die Stückmeister vorn und achtern damit beschäftigt, die Batterien zu polieren, die infolge einer Laune des Admirals weiß wie Schnee angemalt waren. Als sie so um die großen Zweiunddreißigpfünder herumfuchtelten und den Matrosen und sich untereinander spitze Bemerkungen zuwarfen, erinnerten sie mich an einen Schwarm schwarzer Wespen, die zwischen den Reihen weißer Grabsteine auf einem Friedhof umherbrummen. - (weiss)

Querkopf   (5)  In Plaue unweit des Waldes Strut im Lande Sachsen, da wurde Laura geboren. Die Mutter lag elf Stunden in Wehen. Ein Arzt, Melzer mit Namen, der zur Hilfe herbeigeholt worden war und während dieser Zeit sieben Flaschen Bier trank, bezeugte, Laura Salman am 28. August 1933 mittags beim Glockenschlag zwölf auf die Welt geholt zu haben. Melzer beschäftigte sich hauptsächlich mit Astrologie. Später erinnerte er die Geburtsstunde so: »Die Konstellation war glücklich: Die Sonne stand im Zeichen der Jungfrau und kulminierte für den Tag; Jupiter und Venus blickten sie freundlich an, Merkur nicht widerwärtig, Saturn und Mars verhielten sich gleichgültig; nur der Mond, der soeben voll wurde, übte die Kraft seines Gegenscheins um so mehr, als zugleich seine Planetenstunde eingetreten war. Er widersetzte sich daher Lauras Geburt, die nicht eher erfolgen konnte, als bis diese Stunde vorüber war.« Großmutter Selma, in deren guter Stube die Geburt stattfand, konnte Warzen bei abnehmendem Mond absprechen. Aus anderen Himmelskörpern wußte sie keinen Nutzen und also keine Bedeutung zu ziehen. Sie lebte vorwiegend gebückt bei durchgedrückten Knien, Blick auf Garten- oder Walderde gerichtet, Hände in ihr. Die Widersetzlichkeit schrieb Selma Lauras Natur zu. »Von Anfang an hat sich die Mad gesperrt«, bezeugte die Großmutter, »erst wollt sie nicht raus, dann wollt sie nicht bleiben. Ob ihr die Luft nicht gut genug war oder zu kalt oder was weiß ich, lieber lief sie blau an, als den Mund aufzutun: ein Achtpfünder. Die übliche Dresch auf den Hintern könnt ihr keinen Laut entlocken. Der Dokter hat den Querkopf auf die Welt prügeln müssen.« - Irmtraud Morgner, Amanda. Ein Hexenroman. Frankfurt am Main 1984 (SL 529, zuerst 1983)

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