Pyromantie    Nun werde ich die fünfte Kunst der Zauberei und des Aberglaubens abhandeln, die man auf Latein Pyromantia nennt. Möge Gott geben, daß mir das auf die richtige Weise gelingt, denn durch diese Kunst werden sehr viele Menschen irregeleitet und verführt und geraten in tiefen Aberglauben. Diese Kunst nennt man Pyromantie, das heißt Weissagung aus dem Feuer. Wie der Teufel in anderen Elementen sein Unwesen treibt, um die Menschen irrezuleiten, so tut er es auch im Feuer. Da gibt es Frauen und Männer, die Feuer machen und in dem Feuer dann vergangene und künftige Geschehnisse sehen. Die Meister und Meisterinnen dieser teuflischen Kunst haben bestimmte Tage, an denen sie sich Holz zubereiten lassen, und wenn sie ihre Kunst ausüben wollen, so gehen sie an einen verborgenen Ort, begleitet von den armen, törichten Menschen, denen sie anschließend wahrsagen sollen. Sie befehlen Ihnen, mederzukmeen und dem Engel des Feuers zu opfern, den sie verehren und anbeten. Beim Opfern zünden sie das Holz an, und wenn der Meister genau in das Feuer sieht, wird er gewiß feststellen, welche Bedeutung das hat, was ihm darin erscheint.

Manche sagen, daß sie in das Feuer wie In einen Spiegel sehen; das werden die wahren Meister und Meisterinnen sein. Zweifelsohne gibt sich der Teufel großen Mühen hm, um schließlich auf diese Weise zu betrügen. Einige schauen in das Feuer und seine Flammen, (um festzustellen,} ob sie zielstrebig aufwärts brennen. Daraus weissagen sie dann, wie ihre Angelegenheit ausgehen wird. Manche achten darauf, ob der Rauch schräg oder gerade aufsteigt, das ist dann ihre Kunst, und sie prophezeien wichtige Dinge daraus, ob das Feuer hell oder dunkel brennt. Das ist schon alles! O lieber Gott, hat diese Kunst auch nur eine kleine Rechtfertigung? Wahrlich gar keine außer der, daß der böse Teufel auf diese Weise unbedachte Menschen betrügt und verführt. Denn in Wahrheit gibt es dicken, wässngen Rauch, wenn das Holz noch grün ist. Ist es trocken und kleinteilig, gibt es lichte, schöne Flammen. Wenn es windig ist, neigt sich der Rauch, ist es neblig, so legt sich die Flamme zur Seite und kann nicht gleichmäßig und gerade aufsteigen. Seht, hochgelobter Fürst, wie die armen Leute verführt werden. Wehret der Sünde, Herr, es ist wirklich höchste Zeit!

Weiterhin findet man Meister in dieser Kunst, die Fett von mancherlei Tieren benutzen, die ich nicht nenne, um Schlimmeres zu verhüten. Das verbrennen sie und glauben, in dem Rauch viele Dinge zu sehen. Das ist alles ein Trugbild des Teufels. Manche dieser Meister und Schüler der Pyromantie nehmen ganze Eingeweide, verbrennen sie auf dem Altar des Teufels und weissagen aus dem Aussehen des Rauches. Dieser Aberglaube hat einen speziellen Namen, man nennt ihn auspicium.     - (hart)

Feuer Wahrsagung

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