udding, englischer Kloß oder Serviettenkloß, niederdeutsch Budden oder Mehlbüdel, oberdeutsch Knopf, neben dem Auflauf die vornehmste unserer Mehlspeisen, gilt allgemein für eine Originalschöpfung der englischen Küche, wie Penelope allgemein für ein Muster der Sittsamkeit gilt — aus Mangel an besserem Bericht. Der dermalige Pudding ist bekanntlich ein großer Kloß aus Mehl, Ei und Butter mit ungemein wechselnden Zutaten, der in einem Tuch oder einer Blechform in kochendem Wasser gar gesotten wird und in dieser Hülle eine Lockerheit des Gefüges und damit eine Kaubarkeit bewahrt, die ihn zum größten Segen für alle zahnlückigen Zweifüßler macht. Das wesentliche bei der Bereitung, die conditio sine qua non des vollkommenen Puddings ist also, ähnlich wie bei der Pastete, die Hülle, die den Kloß vor der unmittelbaren Berührung mit dem Kochgeschirr und dem siedenden Wasser schützt und ihn dadurch zusammen und das Gefüge gleichmäßig locker erhält. Bei der Einfachheit dieser Methode und der Handgreiflichkeit des Prinzips ist es sicher im höchsten Grad auffällig, daß der »Poding« erst 1701 durch die »Haus- und Landbibliothek« des Andreas Glorez von Mähren in die deutsche Küchenliteratur eingeführt wurde, daß er noch 1740 so gut wie gar keine Bedeutung für die deutsche Tafel hatte und daß er erst seit etwa 1760, d.h. seitdem die Romane Fieldings und Smollets Furore machten, sich fast urplötzlich zu einem bevorzugten Gericht aufschwang. Der Hergang ist klar: Wie Homer den Weltruf der Penelope, so haben Fielding und Smollet den europäischen Ruf des Puddings geschaffen. Sowenig aber Penelope trotz Homer eine Heilige war (wird sie doch des Vergehens gegen § 129 des österreichischen Strafgesetzbuches beschuldigt!), so wenig war der Pudding, wenngleich englische Nationalspeise, darum ein ursprüngliches und ausschließlich englisches Gericht. - (ap)

Pudding (2, amerikanischer)  Am ersten Tag war „Pudding" zu machen, ein Geschäft, das den Backschaftsköchen zufiel, wenn auch das Kochen Sache von Old Coffee und seinen Gehilfen war. Ich nahm mir vor, mir mit dem Pudding Mühe zu geben und meine ganze Kraft zusammenzunehmen, die ganze Seele der Kunst darauf zu verwenden und einen unvergleichlichen Pudding fertigzubringen, einen Pudding, der alle anderen Puddinge übertrumpfen und meine Amtstätigkeit für alle Zeiten denkwürdig machen würde.

Von dem zuständigen Verwalter erhielt ich das Mehl und die Rosinen, den Talg oder die „Schmiere" von Old Coffee und die notwendige Menge Wasser aus der Trinkwasserbalje. Dann ging ich bei den verschiedenen Köchen herum, um ihre Puddingrezepte zu vergleichen, und nachdem ich sie alle wohl abgewogen und von jedem eine ausgewählte Besonderheit genommen hatte, um ein originelles eigenes Rezept zu schaffen, begab ich mich mit angemessener Bedachtsamkeit und Feierlichkeit an die Arbeit. Ich schüttete die Zutaten in eine Blechschüsse!, knetete sie eine Stunde lang durcheinander, ohne auch nur im geringsten, was die ruinöse Atemverschwendung anging, auf meine Lungen Rücksicht zu nehmen. Dann goß ich den dickflüssigen Teig in einen Leinenbeutel, verschnürte die Öffnung, befestigte das Schild daran und übergab ihn Rosenwasser, der den kostbaren Sack zusammen mit einem paar Dutzend anderer in den Kupferkessel warf.

Acht Glasen hatten geschlagen. Der Bootsmann und seine Maate hatten alle Mann zum Essen gepfiffen. Mein Tischtuch war ausgebreitet, und meine Backschaftskameraden waren versammelt, das Messer in der Hand, alle bereit, sich auf den geliebten Pudding zu stürzen. In der großen Kombüse wartete ich, bis die Reihe an mir war; dann empfing ich den Puddingbeutel und trug ihn kühn in die Messe, wo ich mich daranmachte, den Bindfaden zu lösen.

Es war ein banger, ich kann fast sagen, ein schrecklicher Augenblick. Meine Hände zitterten. Jedes Auge war auf mich gerichtet. Mein Ruf und mein Ansehen standen auf dem Spiel. Langsam enthüllte ich den Pudding und wiegte ihn auf meinen Knien wie eine Amme ihren Säugling zur Schlafenszeit. Die Erregung wuchs, als ich den Beutel abstreifte, sie erreichte ihren Höhepunkt, als ich ihn schließlich in die Schüssel fallen ließ, die eine eifrige Hand darunterhielt. Bums! Wie ein Mann, der in einem Aufruhr erschossen wird, fiel er hinein. Verzweiflung! Er war härter als das Herz eines Sünders, zäh wie der Hahn, der an dem Morgen krähte, als Petrus die Unwahrheit sagte.

„Meine Herren Backschaftskameraden! Um Himmels willen! Ich habe meine Pflicht getan mit diesem Pudding. Ich habe -"

Aber mit einem Sturm von Vorwürfen erstickten sie meine Entschuldigungen. Einer der Anwesenden beantragte, mir den verhängnisvollen Pudding wie einen Mühlstein an den Hals zu binden und mich über Bord zu werfen. - (weiss)

Pudding (3, sprechender)
Engländer
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