sychologiestudent Roland, 25, Psychologiestudent, Stirnglatze, blonde Locken, schlechte Zähne.
Hatte sich auf Kriminalpsychologie spezialisiert, weil er Mörder aufregend fand und sie mit langen Therapiegesprächen quälen wollte. Bis es soweit war, schrieb er Science-Fiction-Groschenhefte, eins davon hatte er sogar verkauft, 500 Mark dafür kassiert. Da gings um Außerirdische, die liebend gern das Blut von Zuckerkranken naschen. Zu diesem Zweck unterwandern sie - mit wirklich fiesen Intrigen - das Schokoladenkartell. Halten mit taktisch weit fortgeschrittenem, für Menschen undurchschaubarem Werbedesign den Vorrat an zuckerkrankem Nasch werk hoch.
Nicht ungekonnt. Tiefe, kulturkritische Ironie unter dem Deckmantel unaufdringlicher
Leichtigkeit. Noch interessanter als Mörder und Aliens fand Roland nur Frauen.
An die, sagte er, traue er sich literarisch noch nicht, das sei ein unüberschaubares
Feld. Aber - und Roland trat mit der geflüsterten Variante seines Ulmer Dialekts
an mich heran - man könne ‹die Location nutzen› und im Wohnzimmer ‹schwarze
Messen› zelebrieren, das sei die schnellste Möglichkeit, an ‹Jungfotzen› zu
gelangen, er habe in der Zeitung inseriert, 59 Leute hätten sich gemeldet, 40
davon mit Bild, 19 davon Frauen, 9 davon gutaussehend, 3 davon ‹Teenies›. Wenn
jetzt beispielsweise Bernhard und ich den Zirkel auffüllen würden, fiele für
jeden eine (‹Jungfotze›) ab. Er ((Roland) gebe den Satanspriester und setze
die Kapuze auf, schon wegen seiner Akne, wir mimten dann seine ‹Schergen und
Vorkoster›, und die Slips von den Weibern brächte man ganz leicht runter. - Helmut Krausser, Schweine und
Elefanten. Reinbek bei Hamburg 1999
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