- (
can
)
Prokrastinateur (2) Ich hatte in meinen Universitätsjahren
viel zuviel Freiheit, und leider etwas überspannte Begriffe von meinen Fähigkeiten,
und schob daher immer auf, und das war mein Verderben. In den Jahren 1763 bis
1765 hätte ich müssen angehalten werden, täglich wenigstens sechs Stunden, die
schwersten und ernsthaftesten Dinge zu treiben (höhere Geometrie, Mechanik und
Integralrechnung), so hätte ich es weit bringen können. Auf einen Schriftsteller
habe ich nie studiert, sondern bloß gelesen, was mir gefiel, und behalten, was
sich meinem Gedächtnis, gleichsam ohne mein Zutun, wenigstens ohne eine bestimmte
Absicht, eingedrückt hat. Weil ich aber dennoch eine gewisse Selbstbeobachtung
über mich ausgeübt habe, so kann ich vielleicht in der kurzen Zeit, die ich
noch zu leben habe, dadurch nützlich werden, daß ich lebhaft und mit Kraft andern
sage, was sie nicht tun müssen. - (
licht
)
Prokrastinateur (3) Wenn einer sich die Freiheit
nimmt, einen Mord zu begehen,
dann wird er bald
auch vor einem Diebstahl nicht zurückschrecken,
und
wer stiehlt, der trinkt
und geht sonntags nicht
mehr zur Messe
und ehrt die Feiertage nicht,
und
schließlich vergißt er alle guten Manieren
und verschiebt auf morgen,
was er heute kann besorgen. - Thomas de Quincey, nach: Andreu
Martín, Die Stadt, das Messer und der Tod. Bühl-Moos, Baden-Baden 1994
|
||
|
||