rogrammierer
 

Was Programmierer so treiben

  - N.N.

Programmierer (2)  Eine weitere Änderung könnte ich noch versuchen, sagte er sich. Bevor ich den Lochstreifen durchschneide. Ich könnte neue Löcher ins Band stechen und beobachten, was sich dann tut. Das dürfte interessant sein, weil ich nicht wissen werde, was die Löcher, die ich mache, bedeuten.

Mit der Spitze eines Mikrowerkzeugs piekste er auf gut Glück mehrere Löcher ins Band. So nahe er konnte am Scannerkopf ... er wollte nicht warten.

»Ich würde gern wissen, ob du es auch siehst«, sagte er zu Sarah. Dem schien noch nicht so, soweit er ermitteln konnte. »Es könnte etwas auftauchen«, sagte er zu ihr. »Ich will dich nur warnen; ich möchte nicht, daß du Angst bekommst.«

»O weh«, sagte Sarah mit dünner Stimme.

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Eine Minute verstrich, dann eine zweite, eine dritte. Und dann -

In der Zimmermitte erschien eine Schar grün-schwarzer Enten. Sie quakten aufgeregt, flogen vorn Boden auf, flatterten als wilder Haufen Federn und Flügel, getrieben von ihrem unbändigen Drang, ihrem Instinkt zur Flucht an die Decke.

»Enten«, sagte Poole in ungläubigem Staunen. »Ich habe ein Loch für fliegende Wildenten gestanzt.«

Jetzt tauchte etwas anderes auf. Eine Parkbank und darauf sitzend ein ältlicher, schäbig gekleideter Mann, der eine zerfledderte und zerknitterte Zeitung las. Er schaute hoch, nahm Poole undeutlich wahr, lächelte ihn mit schlecht sitzenden dritten Zähnen kurz an und wandte sich dann wieder seiner in der Mitte gefalteten Zeitung zu. Er las weiter.

»Siehst du den?« fragte Poole Sarah. »Und die Enten.« In diesem Moment verschwanden die Enten und der Stadtstreicher im Park. Von ihnen blieb nichts zurück. Das Intervall ihrer Stanzlöcher war schnell vorbei gewesen.

»Sie waren nicht real«, sagte Sarah. »Oder doch? Also wie-«

»Du bist nicht real«, erklärte er Sarah. »Du bist ein Stimulusfaktor auf meinem Realitätsband. Ein Stanzloch, das man überpinseln kann. Führst du auch ein Dasein auf einem anderen Realitätsband, oder sogar eins in einer objektiven Realität?« Er wußte es nicht; er konnte es nicht überprüfen. Vielleicht wußte Sarah es selbst nicht. Vielleicht gab es sie auf Tausenden von Realitätsbändern; vielleicht auf jedem je produzierten Realitätsband. »Wenn ich das Band abschneide«, sagte er, »wirst du überall und nirgends sein. Wie alles andere im Universum.«

Sarah sagte kleinlaut: »Ich bin real.«   - Philip K. Dick, Die elektrische Ameise. In: P. K. D., Der Fall Rautavaara. Zürich 2000

 

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