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Wenn Du in die Mythologie sinkst, dann begegnest Du sicher dem Prinzen
Hyppolitos, der hat sein Leben der Artemis geweiht, dieser schrecklichen Jungfrau,
der Jägerin, und hat darüber Aphrodite zu dienen versäumt,
und die rächt sich nun. ... Hyppolitos liegt am Schluß im Sterben, und nun hat
er nur einen Wunsch: Die, der er sein Leben geweiht, seine Göttin, Artemis,
die leichtfüßige Schweiferin, möge ihm in der Sterbestunde sich zeigen, und
das tut sie auch, aber um zu sagen: I gitt, du stirbst ja, das ist nichts für
mich, schon der Anblick von so einem verunreinigt mich; und sie haut ab. Irgendwie
gehts einem mit dieser Scheiß-Literatur so. Man kriegt Briefe, was man da geleistet
habe (so wie sich um den Hyppolit das erlegte Wild häuft), aber das ist alles
Papier für Papier, und die Göttin erscheint
nicht, und täte sie's, sagte sie sicherlich auch: ›I gitt.‹ - Franz Fühmann,
Brief an Christa Wolf. In: F. F., Die Schatten. Hamburg 1986
Prinz (2) Auf der Messe von Guibray in der Normandie
ging ein stummes Kind verloren, man liest es auf, bringt es nach Paris. Mit
einem Mal verwandelt es die Einbildungskraft in einen Inder, Sohn eines mächtigen,
fernen Monarchen. Schauspieler, die auf einen Dramenstoffrechnen, kommen für
sein Kostgeld auf; man deutet seine Gesten, man legt seine Laute aus wie bei
einer antiken und unbekannten Sprache. Gelehrte Erörterungen werden öffentlich
verlesen, sie können sich nicht zwischen den reichen ost-indischen Inseln entscheiden,
um dort den Thron des jungen Unbekannten zu errichten. Dann aber trifft eine
normannische Bäuerin in Paris ein, erkennt in dem »Prinzen« ihren Sohn, küßt
ihn und nimmt ihn mit zurück, die Kühe im Cotentin zu hüten. - (
merc
)
Prinz (3) Ich würde nicht behaupten wollen, daß er durch und durch Sodomiter war, aber er war ein großer Onanist. Einmal steckte er seine Hand unter dem Mantel in die Hose von Chalais, der in Nantes geköpft wurde. Chalais zog mit einem Ruck den Mantel weg, ließ die Hand des Herrn Prinzen sehen und begann zu singen: «O der närrischen Handlung des Prinzen von Condé.»
Ein adliger Venezianer fragte: «Wenn der König von Frankreich tot wäre, wer
wäre dann König?» - «Monsieur.» - «Wenn Monsieur tot wäre, wer wäre dann König?»
- «Der Herr Prinz.» - «Oh, wenn dies Gott doch gefiele», setzte jener Mann hinzu,
«dann könnte ich mich rühmen, den größten König der Christenheit gef*** zu haben.»
Er erzählte, daß der Herr Prinz und er es in Venedig volta per volta
gemacht hätten. - (
tal
)
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