riesterkind
Es lebte einst ein Priester, dieser Priester
ging Holz holen. An jener Stelle, wo das Holz ist, begegnet dem Priester eine
Bärin. Diese Bärin spricht zu dem Priester: »Du mußt zu mir kommen, mir beiwohnen,
nach einem Jahr kommst du her und holst deinen Sohn, kommst du nicht, so werde
ich dir noch einmal begegnen - und mache dir den Garaus.« Dieser Priester verspätet
sich, er geht nicht, nach einem Jahr geht er wieder Holz holen. Da begegnet
ihm die Bärin, spricht zu dem Priester und sagt: »Warum bist du nicht rechtzeitig
gekommen?« Der Priester antwortet: »Es kam mir aus dem Sinn.« Da sagt die Bärin:
»Ei, jetzt bist du wenigstens gekommen, nimm deinen Sohn, wenn nicht - so ist
dein Ende gekommen.« Der Priester nimmt seinen Sohn und bringt ihn zu sich nach
Hause. Der Priester zieht diesen Jungen in seinem Hause auf; der Junge wächst
schnell heran, er geht nach draußen, um mit den anderen Kindern zu spielen.
Da geht er spielen mit den Nachbarskindern, einem Kind bricht er die Hand, dem
anderen bricht er das Bein, dem dritten den Kopf. - Armenische Märchen.
Hg. Isidor Lewin mit Uku Masing. Düsseldorf, Köln 1982 (Diederichs, Märchen
der Weltliteratur)
Priesterkind (2)
Zuweylen begegnet Frater Kapuzo Adelaide auch im Nachmittagsschläfgen gleych
nach dem Mittagessen. Er streckt sich ein halb Stündgen hin und siehe, da erscheynt
ihm Adelaide. Einmal träumte ihm gar, er habe mit Adelaide einen Sohn und habe
das Geburtsdatum auch in ein Kyrchbuch geschriepen. Itzo war
er acht Jahr alt. Er stellt ihn sich vor als kräfticht und grosz, von schönem
rundem und feistem Gesichte alswie seyn Vater es hat. Auch die Augen seyndt
den seynen gleych, schmal und kleyn alswie von einem Ferkelgen.
- Luigi Malerba, Pataffio. Berlin 1988
Priesterkind (3)
Ein Priester ritt auf einer Stute zur Stadt. Auf
einmal machte die Stute einen Satz und sprach: »Hopp, der Priester reitet mich.«
Darüber schämte sich der Priester; er brachte die Stute in den Wald und ließ
sie dort zurück. Hier brachte die Stute einen Knaben zur Welt. Nach der Geburt
kam der liebe Gott, taufte Ihn und gab ihm den Namen »Pferdesohn«. Ein Jahr
hatte er an seiner Mutter Brust getrunken, da ging er zu einem Baume, um ihn
auszureißen. Es gelang ihm aber nicht. Auf seine Bitte gab ihm nun seine Mutter
noch ein weiteres Jahr die Brust. Dann ging er wieder zu dem Baum. Da konnte
er ihn ausreißen. »Jetzt werde ich dich verlassen, Mutter.« - (zig)
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