Priester, schwuler    - Joseph treibt es als Totengott mit einem Bock! Von dem Priester Joseph geht die heilige Scheu aller Homosexuel-, len aus und weder die Söhne des Estahlishments, noch die Söhne der Revolution mögen mich hinbringen.

Sie lachen über ihn, wenn sie in Sicherheit sind; in seiner Nähe fürchten sie zu unterliegen.

Joseph besitzt in einem Proletarierviertel ein grosses, grün angestrichenes Geschäft. Er verkauft Konserven, Brot und schenkt Rum, Zuckerrohrschnaps, Cola und Bier aus.

Ein dicker, gutmütig aussehender, etwas schmollender Mann sit; hinter der Theke. Ich frage nach dem Priester Joseph. Er ist t selbst.

Er stammt aus Kuba und - um honorartreibend vor seinen Nachbarn anzugeben - spricht er mit mir spanisch.

Joseph feiert fünf Tage für die Totengötter.

Er beginnt am Montag, den 30. Oktober, und hört am Freitag den 3. November, auf.

Hinter dem grün angestrichenen Laden befindet sich ein betonierter Hof, der zu einem grün angestrichenen, zweistöckigen Betonhaus überleitet.

Der Kultraum, parterre, dient auch als Garage. Neben Stühlen für die vornehmeren Gäste, Tischen voller Rumflaschen und Zigaretten und Brot parkt da Josephs amerikanischer Strassenkreuzer.

An der Garagenrückwand ein Bild Dr. François Duvaliers.

In Nebengelassen Altäre, Kreuze, Tonkruken.

Auf dem Hof kocht es in drei grossen Töpfen.

Joseph rührt und würzt.

Drei Trommler überfallen drei grün angestrichene Trommeln.

Die Gäste treffen ein.

Etwa zwanzig Frauen und ein einzelner Mann beginnen zu singen und zu tanzen.

Kinder mimen in rasender Geschwindigkeit den Geschlechtsakt - je älter, desto schüchterner.

Die Erwachsenen wagen solche Tänze nicht mehr; aber sie spornen die hopsenden, jiggelnden Kinder an.

Das Essen ist fertig und wird verteilt.

Die vornehmen, einflussreichen Gäste erhalten Whisky. Leonore und ich und die Bürger Rum. Die Armen Zuckerrohrschnaps. Joseph führt einen wie ein Kalb grossen Bock vor. Joseph erscheint als Guédé. Er pudert sein schwarzes Gesicht weiss.

Er hat ein schwarzes Kopftuch um und trägt ein weisses Unterhemd, eine knöchellange, ausgefranste, schwarze Hose, graue Socken, Sandalen.

Das nächste Mal erscheint er in zerrissenem weissen Frack, Chapeau-Claque.

Er begrüsst die Gemeinde mit vielen »Zozos« und »Cocos«.

Er fordert einen vierjährigen Jungen auf, einen rasenden Koitus vorzutanzen.

Weiss der Kleine, was die zappelnden Bewegungen bedeuten sollen? Joseph verteilt Essen.

Er balanciert dabei eine Whiskyflasche auf dem Kopf. Plötzlich wird er steif. Seine Mimik erstarrt zu bedrohlicher Putzigkeit.

Als der Schreck auf die Gläubigen gewirkt hat, lächelt er wieder gütig, wechselt die Kopfbedeckungen, holt aus der Tasche verschiedene weisse Tücher, durchquert mit einem Regenschirm den Hof, probiert Sonnenbrillen aus.

Er zieht eine Supermondäne aus der Gemeinde an sich. Sie geniert sich und ist stolz, dass der Homosexuelle sie erwählt hat.

Sie wackelt mit dem Busen und dem Traumarsch. Den  abgerissenen Toten packt die Putzsucht.  Er holt üppige schwarze Fantasiekostüme. Sie kommen frisch aus der Reinigung und er reisst die Schutzhüllen auf.

Ein Mädchen in der Gemeinde nützt die Lizenzen des Totengeheges und provoziert eine Gruppe von jungen Männern zu einer getanzten Vergewaltigung.

Polizisten mit Pistolen im Gürtel staunen fromm. Joseph führt Leonore, die Supermondäne und mich durch sein grünes Haus.

Viele Schlafzimmer. Viele barocke Heiligenzimmer. Joseph sieht die Supermondäne an und da streckt sie auch schon ihren Busen und ihre Backen flach auf den grün angestrichenen Betonfussboden und der schwule Priester geniesst seinen Triumph über die Steinzeitvenus in ihren Pariser Pants.   - (xan)

Priester Schwuler

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