ragmatismus
Im bürgerlichen Zustande gibt sich das Weib dem Gelüsten des Mannes
nicht ohne Ehe weg und zwar die der Monogamie: wo, wenn die Zivilisierung noch
nicht bis zur weiblichen Freiheit in der Galanterie (auch andere Männer als
den einen öffentlich zu Liebhabern zu haben) gestiegen ist, der Mann sein Weib
bestraft, das ihn mit einem Nebenbuhler bedroht. Wenn diese aber zur Mode und
die Eifersucht lächerlich geworden ist (wie das dann im Zeitpunkt des Luxus
nicht ausbleibt), so entdeckt sich der weibliche
Charakter: mit ihrer Gunst gegen Männer auf Freiheit und dabei zugleich auf
Eroberung dieses ganzen Geschlechts Anspruch zu machen. - Diese Neigung, ob
sie zwar, unter dem Namen der Koketterie, in übelem
Ruf steht, ist doch nicht ohne einen wirklichen Grund zur Rechtfertigung. Denn
eine junge Frau ist doch immer in Gefahr, Witwe zu werden,
und das macht, daß sie ihre Reize über alle, den Glücksumständen
nach ehefähige, Männer ausbreitet: damit, wenn jener Fall sich ereignete, es
ihr nicht an Bewerbern fehlen möge. - Immanuel Kant, Anthropologie
in pragmatischer Hinsicht (1798)
Pragmatismus
(2, österreichischer) In den Gerichtsakten kann
man sehen, wie das anfänglich große Interesse an der Aufklärung der Morde immer
mehr einem österreichischen Pragmatismus weicht. Die wenigen Beteiligten, deren
man habhaft werden konnte, schwiegen oder machten widersprüchliche Angaben.
Als 1946 mit der Ermordung von zwei prominenten Zeugen auch noch das Verfahren
selbst zum Kriminalfall wird, steht die Mauer des Schweigens endgültig. -
Paul Jandl,
NZZ
vom 24. Oktober 2007
Pragmatismus (3) Sie sehen doch, Johann, daß sich der Doktor keine Sorgen macht.
Ich halte ihn für ebenso krank wie Monsieur.
Ich nicht. Sicher sind sie anders als wir weil sie viele Sachen wissen.
Wenn Sachen wissen einen im Regen spachteln läßt dann weiß ich lieber nichts.
Er wird nicht im Regen essen, seien Sie ganz beruhigt. Er wollte damit nur sagen daß es ihm besser geht.
Aber warum sagt er es so?
Das ist seine Sache, nicht unsre.
Wenn ich ständig bei seinen Sachen bin und nie bei meinen verliere ich noch den Kopf.
Man verliert ihn nicht. Es genügt ein bißchen wütend zu werden wenn er uns
nervt. -
Robert Pinget, Theo oder die neue Zeit. Berlin 1992
Pragmatismus (4, priesterklicher)
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