Posten, verlorener  Wie wir von unseren im Firn-Eis errichteten Warten die Sterne am klarsten erkennen, so werden uns auf verlorenem Posten unsere Ordnungen deutlicher. Dann gewinnt selbst das Gewohnte und Alltägliche eine besondere Würde, einen höheren Rang. Mir leuchtete das zum ersten Male ein, als ich nach unserem Rückzuge an der Somme in den geräumten Stellungen die Ronde ging. Jede unserer Handlungen birgt in sich einen uns unbekannten Kern.

Gegenüber der Vernichtung treten diese Züge auf das sichtbarste hervor. Der Mensch handelt dann nicht mehr, wie es seiner Erhaltung, sondern wie es seiner Bedeutung entspricht. So schließt sich dem Untergange altberühmter Städte wie von Karthago, Zion oder Byzanz der Tod der letzten Verteidiger gleich einem reinen Schau-Opfer an. Der einzelne waltet dann nicht mehr in seinem besonderen Amt, sondern als sakraler Zeuge, den der Tod an den geweihten Orten, sei es am Mauerringe, sei es vor den Bildsäulen oder auf den Stufen des obersten Tempels, anzutreffen hat. Der gleiche Vorgang vollzieht sich auf Deck eines sinkenden Kriegsschiffes, in dem sich die Unverletzbarkeit der heimatlichen Erde repräsentiert. Der Mensch verfügt in solchen Lagen, auch wenn er sie niemals durchdachte, über sehr feine Unterscheidungen. So weiß er, daß es angängig ist, sich vom Sieger aus dem Meere aufnehmen zu lassen, nicht aber vom sinkenden Schiff. Auch darf er hoffen, daß, wenn er bis zu einem bestimmten Punkte bestanden hat, sich hohe Kräfte seiner annehmen. Es gibt eine Art von erlauchter Heiterkeit, die den Kämpfer, stärker als je die Liebe, im Angesicht des Todes überrascht. Ihr entspringen die herrlichen Scherze unter der brennenden Decke im isländischen Saal.   - (ej2)

 

Kampf Verlassenheit

 

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