osaunist  Einer war von einer Leidenschaft für die Posaune besessen. Seiner Ansicht nach wird die Posaune früher oder später alle anderen Instrumente verdrängen und ersetzen. Er ist der Prophet Jesaias der Posaune. Der Johannes der Trommel würde in der Wüste gespielt haben; dieser aber, um zu beweisen, daß die Posaune ungeheuer hoch über allen anderen Instrumenten steht, rühmt sich damit, daß er sie im Postwagen, im Eisenbahnzuge, auf dem Dampfschiff und selbst beim Schwimmen auf einem zwanzig Meter tiefen See gespielt habe. Nebst den Übungen, welche nötig sind, um das Posaunenblasen während des Schwimmens auf einem See zu erlernen, enthält seine Methode mehrere lustige Gelegenheitsstücke für Hochzeiten und Festmähler. Unter einem jener Meisterwerke liest man folgende Notiz: »Wenn dieses Stück bei einer Hochzeit gespielt wird, muß man bei dem mit X bezeichneten Takte einen Stoß Teller fallen lassen; dies bringt eine ausgezeichnete Wirkung hervor.«  - Hector Berlioz, Groteske Musikantengeschichten. Frankfurt am Main 1986 (it 859, zuerst 1859)

Posaunist (2)  Als Besucher hört man den Posaunisten schon unten im Flur; er tritt lebhaft herein und packt das Gespräch sogleich beim Schopf. Wenn er Widerspruch findet, macht er sich unter Grobheiten davon. Sein Groll hält jedoch nicht lange an; es ist dies ein Schauspiel, das sich alle halben Jahre wiederholt. Vielleicht enthüllten jene Ansichten, für die er sich das letztemal ereiferte, inzwischen sich bereits in ihrer vollen Windigkeit. Vergeblich wäre es indes, ihn darauf hinzuweisen, denn es fehlt ihm die geistige Scham, und damit die durchgehende Verantwortung.

Der Skrupulant dagegen schleicht sich leise ein, möglichst zur Stunde der Dämmerung. Oft fühlt man sich zunächst überrascht durch eine so feine und besondere Art, die Dinge zu sehen. Bald aber kommt gleich dem Pferdehuf die Mißbildung hervor; er setzt voraus, daß wir irgendeiner Ungereimtheit zustimmen. Findet er uns unzugänglich, so verabschiedet er sich mit spitzen Wendungen und läßt sich nicht wieder sehen. Dafür hört man von ihm und den Seinen, denn oft verfügen solche Geister über sektenbildende Kraft.

Solcher Art sind die beiden Abweichungen, mit denen man hauptsächlich in Berührung kommt. Sie gleichen den Konkav- und den Konvexspiegeln, von denen jeder das Bild in einem anderen Sinne verzerrt. Manchmal möchte es scheinen, als ob nichts seltener wäre als der gesunde, handfeste Verstand. - (ej2)

Posaunist (3)  Ich schaute einen Mann. Von den hohen Himmeiswolken bis zur Abgrundtiefe reichte er. Von seinen Schultern aufwärts ging er über die Wolken hinaus, hinein in den heiteren Äther; von den Schultern ab bis zu den Schenkeln stak er unter diesen Wolken in einer anderen lichthellen Wolke; von den Schenkeln bis zu den Waden war er in der Erdenluft; von den Knien bis zu den Knöcheln in der Erde, und abwärts von den Knöcheln bis zur Sohle war er in den Wassern der Abgrundtiefe, doch so, daß er auch über ihr stand. Und er hatte sich gen Osten gewandt, doch so, daß er zugleich nach Osten und Süden sah. - Sein Antlitz erstrahlte in solcher Helle, daß ich es nicht völlig betrachten konnte.

Vor seinem Munde schwebte eine leuchtende Wolke, welche die Gestalt einer Posaune hatte und aller Stoßtöne voll war. Blies der Mann in die Posaune, so entsandte sie drei Winde, von denen der eine eine Feuerwolke, der zweite eine Wirbelwolke und der dritte eine Lichtwolke über sich hatte. Jeder dieser Winde trug seine Wolke. Der Wind mit der Feuerwolke blieb vor dem Antlitze des Mannes, während die anderen beiden Winde mit ihren Wolken zu seiner Brust herniederstiegen und sich hier blasend ausbreiteten; der Wind aber und seine Wolke, die vor seinem Antlitze geblieben war, dehnte sich von Ost nach Süd aus.

Und in dieser Feuerwolke war eine lebende feurige Menge, die in einem Willen und in einer Verbindung ein Leben war. Vor dieser Menge breitete sich eine Tafel aus. Sie war voll Federn und flog in den Geboten Gottes. Wurde sie von den Geboten Gottes - Gottes Wissen hatte auf diese Tafeln manch Geheimnis geschrieben - in die Höhe gehoben, dann schaute diese ganze Menge im gemeinsamen Streben auf diese Geheimnisse. Und betrachtete die Menge das Geschriebene, so ließ es die Kraft Gottes wie eine gewaltig starke Posaune gleichzeitig in aller Instrumenten Weise ertönen. .- (bin)

 

Orchester Posaune

 

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