ortugiese  Laßt uns nicht dulden, daß uns ein einziger Gott außerhalb unserer selbst fremd bleibt! Saugen wir alle Götter auf! Wir haben bereits das Meer erobert - es bleibt uns noch übrig, den Himmel zu erobern. Mag die Erde für die anderen, die ewig anderen, die anderen von Geburt, für die Europäer bleiben, die keine Europäer sind, weil sie keine Portugiesen sind.   - Fernando Pessoa, nach (meer)

Portugiese ⁽²⁾   

Schon wurde der Galgen für ihn am Strande errichtet. Wie es möglich war, daß der Bösewicht zwei leere große Weinflaschen erwischte, sie gut zukorkte und — nachdem er seinem Wächter, als Überredung nichts half, die Kehle zugedrückt, ohne daß er einen Laut von sich gab — über die Reling gelangte und sich mittels der Flaschen die lange Strecke bis zum Ufer über Wasser hielt, ist ziemlich rätselhaft. Er konnte nämlich nicht richtig schwimmen und mußte sich auf eine erkundete Strömung verlassen. Danach arbeitete er sich auf den Wipfeln der Krüppelbäume längs des Strandes fort, vier Tage lang, damit die Bluthunde der ausgesandten Häscher seine Spur nicht erschnüffelten. Nach zwei Wochen großer Mühsal erreichte er halbverhungert die „Bucht der Traurigkeit", die ein alter Treffpunkt der Piraten Jamaikas war. Wirklich fand er dort einen der Küstenbrüder, der gerade dabei war, sein Schiff zu kalfatern.

Nach kurzer Erholung lieh sich der Portugiese ein Kanu und zwanzig Mann, um die Scharte auszuwetzen, tat mitten in der Nacht, als bringe er Schleichware, und enterte das Schiff, darauf er gefangen gewesen und das zur Ausbesserung der Kampfschäden vor Carnpeche lag. Zwar war die wertvolle Ladung schon fast gelöscht und auch das Geld nicht mehr an Bord. Dennoch freute sich Bartholomäus, wieder ein Schiff zu haben, und hoffte, damit bald alles sonst Entgangene wieder einzuholen. Wieder war es der Wind, der Unberechenbare, der ihm ein Bein stellte und ihn bei der Insel der Fichten — allwo Kolumbus hatte schwören lassen, man sei wahrhaftig in Indien — auf die Klippen warf. Mit wenig Leuten kam er in einem elenden Boot nach Jamaika zurück. Und obwohl er nicht lange feierte und bald wieder unter anderm Kommando aufs neue das unbarmherzige Glück zu zwingen suchte, es gelang ihm nicht mehr, selbst nicht, als er's von Tortuga aus unternahm. Schließlich bettelte er, krank und mittellos, dort vor den Tavernen und verreckte, von keinem beachtet — es sei denn, daß später sich ein Fadosänger zu Lissabon seiner erinnerte.   - (bord)