oetenmachen
Sein Vater, Kapitän Nathaniel Hawtnorne, starb 1808 am Gelben Fieber in Westindien,
in Surinam; einer seiner Vorfahren, John Hawthorne, war 1692, Richter in den
Hexenprozessen, bei denen neunzehn Frauen zum Galgen verurteilt wurden, unter
ihnen die Sklavin Tituba. In diesen seltsamen Prozessen - heutzutage hat der
Fanatismus andere Formen angenommen — verfuhr John Hawthorne mit Strenge und
ohne Zweifel mit Überzeugung. «Er tat sich derartig bei dem Martyrium der Hexen
hervor», schrieb Nathaniel Hawthorne, «daß man glauben darf, das Blut
jener Unglücklichen habe einen Flecken auf ihm hinterlassen. Einen so tiefgehenden
Flecken, daß er auf seinen alten Knochen auf dem Friedhof von Charter Street
kleben geblieben sein muß, falls sie bis jetzt nicht zu Staub zerfallen sind.»
Als der Kapitän Hawthorne starb, schloß sich seine Witwe in ihr Schlafzimmer
ein; ein Gleiches taten seine Kinder Louisa, Elizabeth und Nathaniel. Sie aßen
nicht einmal zusammen und sprachen kaum miteinander; man stellte ihnen das Essen
auf einem Tablett vor die Tür ihrer Zimmer. Nathaniel verbrachte die Tage mit
der Niederschrift von Wakefield oder The Ministers Black Veil (Des Pfarrers
schwarzer Schleier); nur zur Stunde der Abenddämmerung ging er spazieren. Diese
zurückgezogene Lebensweise dauerte zwölf Jahre. 1837 schrieb er an Longfellow:
«Ich habe mich abgekapselt, ohne die mindeste Absicht, es zu tun, ohne den
geringsten Argwohn, daß mir das geschehen könnte. Ich bin zu einem Gefangenen
geworden, habe mich in einen Kerker eingeschlossen, und jetzt kann ich den Schlüssel
nicht mehr finden; und auch, wenn die Tür offen stünde, würde ich mich fast
fürchten, hinauszugehen.» Hawthorne war groß, stattlich, schlank, brünett. Er
hatte den wiegenden Gang des Seemanns. - Jorge Luis Borges, Vorwort zu: Nathanael
Hawthorne, Das große Steingesicht. Stuttgart 1983 (Bibliothek von Babel 9, Hg. Jorge
Luis Borges)
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