Caracas blähte sich auf, Nikolaj Wassiljewitsch schwitzte, weinte und pumpte weiter. Ich wollte ihn aufhalten, fand aber aus unerklärlichen Gründen nicht den Mut dazu. Sie geriet mehr und mehr aus der Form, war bald ein Ungeheuer an Gestalt; dennoch schien sie bis jetzt nicht beunruhigt, war offenbar solche Scherze gewohnt. Als sie jedoch die Grenze ihres Fassungsvermögens erreicht fühlte oder vielleicht Nikolaj Wassiljewitschs Absicht erkannte, verzerrten Ratlosigkeit und Angst ihre Züge, ihr Blick schien jetzt flehentlich, ohne doch jene Spur von Verachtung zu verlieren: sie fürchtete sich, empfahl sich sozusagen, dennoch wollte sie noch nicht an das ihr bevorstehende Geschick, an die unwiderrufliche Entschlossenheit ihres Gatten glauben. Dieser konnte übrigens, weil er hinter ihr stand, ihr Gesicht nicht sehen; ich aber beobachtete unablässig ihr Mienenspiel, völlig gebannt, ohne einen Finger zu rühren. Ihre zarten Schädelknochen, die dem wachsenden Druck nicht mehr standhielten, prägten von innen auf ihr Gesicht ein unbeschreibliches Grinsen. Ihr Bau, ihre Schenkel, ihre Hüften, ihr Busen, ihr Gesäß, soweit ich es überblickte, hatten unvorstellbare Formen angenommen. Plötzlich rülpste sie und stieß einen langen pfeifenden Seufzer aus, der, wenn man will, auf die gepreßte Luftmasse in ihrem Innern zurückzuführen war, die sich mit Gewalt einen Weg durch das Ventil in ihrer Kehle bahnte. Ihre Augen traten hervor und drohten aus den Höhlen zu springen. Mit ihren weit auseinanderklaffenden, vom Brustbein nicht mehr zusammengehaltenen Rippen glich sie ganz einer Schlange, die einen Esel, was sag ich, einen Ochsen, wenn nicht gar einen Elefanten verschluckt hat. Ihre Geschlechtsteile, jene rosigen, zart behaarten Organe, die Nikolaj Wassiljewitsch so liebte, wuchsen ungeheuerlich an. Eigentlich hielt ich sie schon für tot. Nikolaj Wassiljewitsch aber schwitzte, weinte, flüsterte: o Teure, o Heilige, o Beste, und pumpte weiter.
Sie zersprang plötzlich und sozusagen in allen Teilen: das heißt, ihre Haut
platzte nicht an einer bestimmten Stelle, sondern überall gleichzeitig und flog
in kleinen Fetzen in die Luft. Die Stücke sanken je nach Größe rasch oder langsam
zu Boden; ich erinnere mich genau an ein Stück Mund und Wange, das an einer
vorstehenden Kante der Kaminplatte hängen blieb; an anderer Stelle lag ein Fetzchen
ihrer Brust mit der Warze. - Tommaso Landolfi, Gogols
Gattin. In: Künstliche
Menschen. Hg. Klaus Völker. Frankfurt am Main 1994 (st 2293)
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