inscher  Ein Pinscher aus der Vendée, mit Namen Medor, hat sich während unserer Ferien in Galande leidenschaftlich an mich angeschlossen.

Den ganzen lieben Tag lang sitzt er vor der Tür seines Herrn, starrt auf die Läden, die er mich morgens öffnen und abends schließen sieht, immer auf der Lauer, wann ich das Haus verlasse, um sich, wohin ich auch gehe, an meine Fersen zu heften.

Heute hatte ich in Villechelle-le-Haut zu tun und Medor trottete hinterdrein, als ich ihn, wie wir durch Villechelle-le-Bas passieren, Reißaus nehmen und in der entgegengesetzten Richtung meines Weges enteilen sehe, gestreckten Laufes und pfeilgeschwind.

Ich setze meinen Weg fort, und als ich, eine halbe Stunde später wieder hügelabwärts schreitend, vergebens nach ihm Ausschau halte, befrage ich einen Bauern, der sich dort in seinem Garten zu schaffen machte.

»Ja«, sagte er, »meine Hündin ist läufig, gewiß, aber Medor ist mir nicht untergekommen.«

In diesem Augenblick ertönten Klagelaute hinter einem Busch, die allerlei vermuten ließen. Die eben erwähnte Hündin trat mit zerzaustem Fell hervor, hinter ihr, keuchend, der Galan.

Kaum hat Medor mich erblickt, bleibt er einen Augenblick wie angewurzelt stehen, betreten und gleichsam abwartend, als ob er imstande wäre, sich noch zu entscheiden, zwischen den Pflichten der Freundschaft und den Vergnügungen, die ihm die Liebe verhieß.

Endlich, als das Fräulein sich im Galopp entfernte, behält selbstverständlich sie den Sieg, allerdings nicht ohne daß er, ehe er ins andere Lager wechselte, zurückgeblickt hätte, um eine Rede an mich zu richten, die ich seinem Gesichtsausdruck und der Beredtheit seiner Haltung nach etwa folgendermaßen mir übersetzte:

»Ich bitte um Vergebung, hab ein wenig Geduld. Das ist rasch erledigt.«  - Marcel Jouhandeau, Das Leben und Sterben eines Hahns. Tiergeschichten. Stuttgart 1984 (zuerst 1947)