Pinkelmethode    Wie er es immer tat, wenn er im Leben auf ein schwieriges Problem stieß, beschloß er, erst einmal pinkeln zu gehen. Seit mehreren Jahren hatte er gewisse Schwierigkeiten beim Pinkeln; nicht, daß es ihm weh tat, nein, es nahm halt immer mehr Zeit in Anspruch, und er mußte fünf, zehn Minuten vor der Kloschüssel stehen und an alle möglichen Dinge denken, bevor es kam und er endlich pinkeln konnte, langsam, sehr langsam, aber sicher. Zu Anfang störte ihn das, aber sehr schnell hatte er diese Schwäche in eine Stärke verwandelt, denn er hatte die Beobachtung gemacht, daß sich, wenn er so dastand und zu pinkeln gedachte und dann beim Pinkeln dachte, alle Unannehmlichkeiten des Lebens auflösten, alle dem Anschein nach unlösbaren Probleme eine Lösung fanden; und zwar, seit er das entdeckt hatte, was er, ohne es in Worten auszudrücken, die »Eusebische Pinkelmethode« nannte. Das war so: Er stand wie immer ein paar Minuten da und dachte, dachte an alles, dachte an nichts, um die Blase in den richtigen moralischen Zustand zu bringen, das war wichtig; dann, wenn er an einer inneren Disposition spürte, daß es kam, griff er zu dem großen Limonadenglas, das er vor sich auf das Fensterbrett gestellt hatte, rechts neben der Wasserspülung; und er nahm einen großen Schluck, den er auf einen Schlag hinuntergoß. Und wie durch ein Wunder, auf Grund einer Reaktion, deren physische Zusammenhänge er nicht verstand, von der er aber irgendwie spürte, daß es sich gewiß um eine ebenso wichtige Entdeckung handelte wie es die des Kartoffelanbaus, durch Niuton oder die Relativität der Dinge dieser Welt durch Ainstain gewesen war, da geschah es, daß er pinkelte, und bei jedem Schluck, den er dann nach und nach hinuntergoß, folgte eine heftige Entleerung der Blase, was ihm eine starke Befriedigung verschaffte, da er sich so in eine kosmische Zisterne verwandelt fühlte. Und wenn er schließlich das Glas Limonade ausgetrunken und zu Ende gepinkelt hatte, war das Problem, das ihm zu schaffen machte, gelöst!erst einmal pinkeln zu gehen. Seit mehreren Jahren hatte er gewisse Schwierigkeiten beim Pinkeln; nicht, daß es ihm weh tat, nein, es nahm halt immer mehr Zeit in Anspruch, und er mußte fünf, zehn Minuten vor der Kloschüssel stehen und an alle möglichen Dinge denken, bevor es kam und er endlich pinkeln konnte, langsam, sehr langsam, aber sicher. Zu Anfang störte ihn das, aber sehr schnell hatte er diese Schwäche in eine Stärke verwandelt, denn er hatte die Beobachtung gemacht, daß sich, wenn er so dastand und zu pinkeln gedachte und dann beim Pinkeln dachte, alle Unannehmlichkeiten des Lebens auflösten, alle dem Anschein nach unlösbaren Probleme eine Lösung fanden; und zwar, seit er das entdeckt hatte, was er, ohne es in Worten auszudrücken, die »Eusebische Pinkelmethode« nannte. Das war so: Er stand wie immer ein paar Minuten da und dachte, dachte an alles, dachte an nichts, um die Blase in den richtigen moralischen Zustand zu bringen, das war wichtig; dann, wenn er an einer inneren Disposition spürte, daß es kam, griff er zu dem großen Limonadenglas, das er vor sich auf das Fensterbrett gestellt hatte, rechts neben der Wasserspülung; und er nahm einen großen Schluck, den er auf einen Schlag hinuntergoß. Und wie durch ein Wunder, auf Grund einer Reaktion, deren physische Zusammenhänge er nicht verstand, von der er aber irgendwie spürte, daß es sich gewiß um eine ebenso wichtige Entdeckung handelte wie es die des Kartoffelanbaus, durch Niuton oder die Relativität der Dinge dieser Welt durch Ainstain gewesen war, da geschah es, daß er pinkelte, und bei jedem Schluck, den er dann nach und nach hinuntergoß, folgte eine heftige Entleerung der Blase, was ihm eine starke Befriedigung verschaffte, da er sich so in eine kosmische Zisterne verwandelt fühlte. Und wenn er schließlich das Glas Limonade ausgetrunken und zu Ende gepinkelt hatte, war das Problem, das ihm zu schaffen machte, gelöst!   - Jacques Roubaud, Die schöne Hortense. München 1992 (zuerst 1985)
 

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