icabia
Francis Picabia ist der Christoph Kolumbus der Kunst. Sein
philosophischer Gleichmut, sein schöpferisches Spiel und seine
handwerkliche Kaltblütigkeit sind von keinem
anderen erreicht worden. Er steuert sein Schiff ohne Kompaß. Er hat die «konkreten
Inseln» entdeckt, auf denen die «abstrakten Herren» einander fressen. Am Ende
der Welt, am vorgerücktesten Punkt unserer zügellosen lächerlichen Zivilisation,
am Rande der großen Wüste der Leere,wo selbst die herausfordernde Windfahne
der Eitelkeit in Ohnmacht fällt, hat er die erzene
Kunkel, welche mit wachsender Wut den flammenden Faden des schwarzen unwirklichen
Feuers, den Faden der menschlichen Existenz spinnt, surren gehört. In jenem
Lande der modernen Melancholie schließt er Bekanntschaft mit einem Nackten,
welcher entsetzt vor seinem Spiegelbild zurückweicht. Dieser Nackte zieht
sich, von Ekel geschüttelt ob der menschlichen Gestalt, welche ihn an eine Qualle
erinnert, stolpernd in einen Lehnstuhl zurück und bewegt seine Arme und Beine
tentakelgleich. Eigensinnig verharrt er in dieser Bewegung. Die Sinnlosigkeit
der Existenz würgt ihn. Konvulsivisch bewegt er seine Tentakel.
Will er sich an die Leere klammern, oder will er ein Bild malen? Der Nackte
entscheidet sich für den Ekel und die Malerei, und
Picabia freut sich darüber, weil er das Tragische
verachtet. - Hans Arp, Unsern täglichen Traum...
Erinnerungen, Dichtungen
und Betrachtungen aus den Jahren 1914 bis 1954.
Zürich
1955
Picabia (2) Ich traf
Picabia nur wenige Male, aber immer war es für mich so etwas wie ein Todeserlebnis:
höchst fremd, höchst anziehend, äußerst herausfordernd und erschreckend. Aber
wir alle hatten wohl in einem gewissen Moment und für eine gewisse Zeitspanne
das Bedürfnis, dem Anti-Lebensimpuls zu folgen, den Picabia so virulent ausdrückte.
Ich erinnere mich, daß ich in Stunden der Verzweiflung und angesichts des Krieges,
der Ungerechtigkeit, der Dummheit durch mein Atelier ging und mit Fußtritten
meine eigenen Bilder, die mich anstarrten, wütend durchlöcherte. (Ich habe sie
dann allerdings immer wieder ein paar Tage später zu Gebrüder Scholl zum Reparieren
gebracht. . . und dann die reparierten am Ende dort vergessen). - Hans
Richter, Dada - Kunst und Antikunst. Köln 1964
Picabia (3)
"Francis Picabia en grande vitesse"
"Picabia a eu 127 automobiles. Et chacune d'elles
a été une passion, objet d'un désir impatient,
machine séduisante et
à séduire, qui donne le plaisir et reçoit la caresse. Une histoire d'amour
:
il fait venir un jour d'Amérique une Mercer, la fait chercher au
Havre,
demandant qu'à chaque étape du voyage jusqu'à Paris on lui donne
par télégramme des nouvelles de l'objet convoité".
-
Man Ray
/ Hélène Seckel
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