hotograph   Plötzlich fiel neben mir ein kleiner Junge zu Boden. Mir wurde klar, daß die Polizei nicht bloß Warnschüsse abgab. Sie schoß in die Menge. Weitere Kinder fielen zu Boden . . . Ich begann, Fotos von dem kleinen Jungen zu machen, der neben mir starb. Blut quoll aus seinem Mund, und einige Kinder knieten sich neben ihn und versuchten, das Blut zu stillen. Dann schrien einige Kinder, sie würden mich umbringen . . . Ich bat sie, mich in Ruhe zu lassen. Ich sagte, ich sei Reporter und sei hergekommen, um zu fotografieren, was hier geschieht. Ein junges Mädchen schlug mir mit einem Stein auf den Kopf. Ich war benommen, hielt mich aber noch aufrecht. Dann begriffen sie, und einige führten mich weg. Die ganze Zeit kreisten Hubschrauber über uns, und ständig waren Schüsse zu hören. Es war wie in einem Traum. Ein Traum, den ich nie vergessen werde. - Aus dem Bericht Alf Khumalos, eines schwarzen Reporters der Johannesburg Sunday Times, über den Ausbruch des Aufstandes in Soweto, Südafrika. Veröffentlicht in der Sonntagsausgabe des Observer (London), 20. Juni 1976, nach: Susan Sontag, Über Fotografie. Frankfurt am Main 2003 (Fischer-Tb. 3022, zuerst 1977)

Photograph (2) Dieses Bild zeigt den New Yorker Bürgermeister William Gaynor in dem Moment, als er - im Jahre 1910 - von einem Attentäter erschossen wurde. Der Bürgermeister wollte gerade an Bord gehen, um eine Urlaubsreise nach Europa anzutreten, als ein amerikanischer Pressefotograf auftauchte. Er bat den Bürgermeister, für ein Foto zu posieren, und als er seine Kamera zückte, wurden aus der Menge zwei Schüsse abgefeuert. Inmitten des Durcheinanders bewahrte der Fotograf Ruhe. Seine Aufnahme des blutbespritzten, in die ausgestreckten Arme eines Helfers taumelnden Bürgermeisters ist in die Geschichte der Fotografie eingegangen. - Nach: Susan Sontag, Über Fotografie. Frankfurt am Main 2003 (Fischer-Tb. 3022, zuerst 1977)
 

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