feife Wie ich dazu gekommen bin? Es fing in Kalkutta an. Ich versuchte es hin und wieder bei mir zu Hause, bloß um mal zu sehen, wie es wäre. Ich trieb es niemals sehr weit, aber damals muß meine Frau wohl gestorben sein. Jedenfalls fand ich mich eines Tages hier und lernte Fung-Tching kennen. Ich kann mich nicht mehr recht erinnern, wie das geschah; aber er erzählte mir von dem Tor, und ich ging dann immer hin, und so bin ich nie wieder davon losgekommen. Aber bedenken Sie, das Tor war zu Fung-Tchings Zeiten ein anständiges Lokal, wo man sich behaglich fühlte, es war nicht wie die Chandookhanas, wo die Nigger hingehen. Nein, es war sauber und ruhig und nicht überfüllt. Natürlich waren da noch andere außer uns zehn und dem Mann selbst; aber immer hatte jeder eine Matte für sich alleine, mit einem wattierten wollenen Kopfende, über und über bedeckt mit schwarzen und roten Drachen und so; gerade wie der Sarg in der Ecke.

Wenn man die dritte Pfeife zu Ende hatte, dann bewegten sich die Drachen und kämpften miteinander. Ich habe ihnen so manche Nacht zugesehen. Danach richtete ich mein Rauchen ein, und nun braucht's schon zwölf Pfeifen, um sie in Bewegung zu bringen. Außerdem sind sie ganz zerrissen und schmutzig, wie die Matten, und der alte Fung-Tching ist tot. Er ist vor ein paar Jahren gestorben und hat mir die Pfeife, die ich jetzt immer benutze, geschenkt - sie ist aus Silber und auf dem Behälter unter dem Pfeifenkopf kriechen seltsame Tiere auf und ab. Davor, glaube ich, habe ich ein dickes Bambusrohr mit einem kupfernen Kopf, einem sehr kleinen, und einem grünen Jade-Mundstück benutzt. Sie war etwas dicker als ein Spazierstock und rauchte sich, oh, so süß. Der Bambus schien den Rauch aufzusaugen. Das tut Silber nicht, und ich muß sie hin und wieder rein machen, das ist 'ne ganze Arbeit, aber ich rauche sie dem Alten zuliebe. Er muß ein gutes Geschäft an mir gemacht haben, aber er hat mir immer reine Matten und Kissen gegeben und den besten Stoff zum Rauchen, den man kriegen kann. - Rudyard Kipling, Das Tor der hundert Sorgen, nach (ki)

Pfeife (2) Er hielt die Pfeife hoch und beklopfte sie mit seinem langen dünnen Zeigefinger, wie ein Professor, der einen Vortrag über einen Knochen hält. »Pfeifen sind manchmal höchst interessant«, sagte er. »Nichts besitzt mehr Individualität als Pfeifen — Uhren und Schnürsenkel vielleicht ausgenommen. Die Merkmale sind zwar wenig ausgeprägt und auch nicht sehr wichtig. Aber der Besitzer ist augenscheinlich ein muskulöser Mann, Linkshänder, verfügt über ein ausgezeichnetes Gebiß, ist ein wenig nachlässig und hat es nicht nötig, sparsam zu sein.«

Mein Freund warf diese Informationen wie nebenbei hin, doch ich bemerkte, wie er mich anblinzelte, um festzustellen, ob ich seinen Schlußfolgerungen gefolgt war.

»Sie glauben, ein Mann muß wohlhabend sein, wenn er eine Pfeife zu sieben Schilling raucht?« sagte ich.

»Das hier ist Grosvenor-Mixtur für acht Pence die Unze«, antwortete Holmes, indem er ein bißchen von dem Tabak auf die Handfläche klopfte. »Da er hervorragenden Tabak auch für den halben Preis kaufen könnte, hat er es nicht nötig, sparsam zu. sein.«

»Und was ist mit den anderen Punkten?«

»Er hat die Gewohnheit, die Pfeife an Lampen und Gasflammen anzuzünden. Sie sehen, daß sie an einer Seite ganz verrußt ist. Das schafft man nicht mit Streichhölzern. Warum sollte jemand ein Streichholz seitlich an die Pfeife halten? Wenn Sie eine Pfeife aber an der Lampe anzünden, bleibt es nicht aus, daß der Kopf verrußt. Und der Ruß klebt hier rechts. Daran lese ich ab, daß er Linkshänder ist. Halten Sie einmal Ihre Pfeife zum Anzünden an eine Lampe, und Sie werden sehen, wie Sie als Rechtshänder ganz von selbst die linke Seite an die Flamme halten. Es ist möglich, daß Sie es auch einmal andersherum machen würden, aber nicht regelmäßig. Diese hier ist immer so gehalten worden. Dann ist das Bernsteinmundstück durchgebissen. Dazu braucht es einen muskulösen, kraftvollen Burschen, ein gutes Gebiß obendrein. Aber wenn mich nicht alles täuscht, höre ich ihn auf der Treppe, und wir werden bald Interessanteres zu betrachten haben als eine Pfeife.«  - Arthur Conan Doyle, Das gelbe Gesicht. In: Ders., Die Memoiren von Sherlock Holmes. Leipzig und Weimar 1984  (zuerst ca. 1900)

Pfeife (3)   Im Verlaufe des Tages begann ich eine Pfeife mit kurzem Rohr zu rauchen; sie rutschte mir aus dem Mund, die Tabakskruste im Pfeifenkopf zerbrach, entsprechend der Drehungsachse, in vier gleiche Teile; das Rohr blieb intakt und fiel auf meine Seite. Ich begann von neuem zu überlegen; und dies war der Gedanke, der mir kam: Das Rohr meiner Pfeife war das Symbol des Menschen oder des ersten Grades, die Kruste hingegen repräsentierte analog dazu die Frau oder das Element des zweiten Grades, ein Element, das sich auch im Kreis findet und das selber wiederum durch vier teilbar ist; das heißt, daß die Frau das Symbol der Potenz im Quadrat ist. Es ist in der Tat das, was da ist, wenn sie das Pubertätsalter erreicht hat, da sie die beiden Elemente enthält, nämlich: 1. ihr eigenes Element, das vom zweiten Grad ist; 2. das Element des Mannes, das zum ersten Grad gehört, so wie das auch für den Kreis gilt. Die Frau repräsentiert also die Potenz im Quadrat; das heißt, daß sie im Hinblick auf das organische System viel vollkommener ist als der Mann. Man kann sich übrigens von dieser Wahrheit überzeugen; man braucht nur zwei Leichen, die beiden Geschlechtern angehören, näher zu betrachten.

Ich habe meine Gegner sagen hören: Der Erfinder der Quadratur des Kreises wird ein Raucher sein, und es wird sich ergeben, daß er, wenn er zu einer gewissen Epoche seine Pfeifen zerbricht, eine metaphysische Bestimmung über das Wesen des Bruchs vornehmen wird; ihm zufolge wird die Kruste die Frau repräsentieren, die er die Potenz im Quadrat nennen wird; das Rohr den Mann oder das Element des ersten Grades. - (lim)

Pfeife (4)   »Das ist meine Pfeife«, sagte er.

Er beugte sich zu mir und zeigte mir eine Pfeife, die er einem Beutel aus grünem Stoff entnahm. Sie war ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Zentimeter lang. Das Mundstück war aus rötlichem Holz; es war einfach, ohne Verzierung. Der Kopf schien auch aus Holz zu sein, aber im Vergleich zu dem dünnen Mundstück wirkte er eher klobig. Er hatte eine glatte Oberfläche und war dunkelgrau, fast anthrazit.

Er hielt die Pfeife vor meinem Gesicht empor. Ich glaubte, er würde sie mir geben. Ich streckte die Hand aus, um sie zu nehmen, aber er zog sie schnell zurück.

»Diese Pfeife wurde mir von meinem Wohltäter gegeben«, sagte er. »Ich wiederum werde sie an dich weitergeben. Aber erst mußt du mit ihr vertraut werden. Jedesmal wenn du zu mir kommst, werde ich sie dir geben. Zuerst berühre sie nur. Halte sie nur einmal zuerst, bis ihr euch aneinander gewöhnt. Dann stecke sie in deine Tasche oder vielleicht unter das Hemd. Und nimm sie schließlich in den Mund. All das soll langsam, sehr vorsichtig nach und nach geschehen. Wenn das Bündnis einmal da ist (la amistad esta hecha), wirst du sie rauchen. Wenn du meinen Rat befolgst und nichts überstürzt, könnte der Rauch auch dein bevorzugter Verbündeter werden.«

Er gab mir die Pfeife, aber ohne sie loszulassen. Ich streckte meinen rechten Arm danach aus. »Mit beiden Händen«, sagte er.

Ich berührte die Pfeife für einen kurzen Augenblick mit beiden Händen. Er reichte sie mir nicht so weif herüber, daß ich sie ergreifen konnte, sondern nur gerade so weit, daß ich sie berühren konnte. Dann nahm er sie zurück.

»Der erste Schritt ist, die Pfeife gerne zu haben. Das braucht Zeit!«

»Kann die Pfeife mich ablehnen ?«

»Nein. Die Pfeife kann dich nicht abweisen, aber du mußt lernen, sie gerne zu haben.«  - Carlos Castaneda, Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens. Frankfurt am Main 1980

Pfeife (5)  Die stählernen Werkzeuge bohrten sich vergnügt in das Hindernis und überwanden es rasch.

»Endlich«, schluchzte Baxter-Brown; ihm liefen tatsächlich Freudentränen über die Wangen, als er die dicken Banknotenbündel und die goldenen Stapel von Sovereigns erblickte.

Seine Taschen bauschten sich; er schwenkte fröhlich den eisernen Hebel, mit dem er die Tür des Safes aufgebrochen hatte.

Plötzlich verkrampfte sich sein Körper; eine Tür fiel ins Schloß, eilige Schritte kamen die Treppe herauf, er hörte sogar das Klicken eines Revolverhahns, der gespannt wurde.

Baxter-Brown war nur noch eine steinerne Statue. Er reagierte weder, als die schwere, mächtige Gestalt eines Mannes in der offenen Tür erschien, noch, als sich die kleine, runde, bösartige Mündung einer automatischen Pistole auf seine Stirn richtete.

Doch der tödliche Schuß löste sich nicht, und der Mann stieß weder eine Frage noch eine Drohung aus.

Der Eisenstab war den Händen des Einbrechers entglitten, pfeifend wie ein Geschoß durch die Luft gesaust und hatte getroffen. Baxter-Brown hatte sich noch immer nicht geregt, als der andere bereits zusammengebrochen war und sein Blut in großen Wellen aus dem Kopf strömte; das Gesicht des Fremden war abgewandt.

Es kostete den Arzt ungeheure Mühe, die Füße zu heben, die in einem unsichtbaren Sumpf zu stecken schienen. Doch dann kehrten seine Kräfte zurück, und er setzte mit einem Sprung über den Leichnam hinweg. » ;Auf der Treppe drehte er sich um.

Die zwölf Birnen warfen grelles Licht auf den aufgebrochenen Safe und auf den zerschmetterten Kopf des ermordeten Wächters, während die sanfte Helligkeit der Stehlampe ...

Baxter-Brown, dem der abstoßende Anblick eines gewaltsam Getöteten nichts ausmachte, hätte beinahe vor Entsetzen aufgeschrien: zwischen dem Schirm der Stehlampe und den Kissen des Sofas hing Polly in der Luft, als befände sie sich zwischen den Zähnen eines unsichtbaren Rauchers.

Er erkannte sie genau an ihrem stark gebräunten Kopf und ihren drei kleinen Kreuzen.

In ihm regte sich der verrückte Wunsch zurückzugehen, über den blutigen Leichnam zu steigen und seine auf so mysteriöse Art aufgetauchte Lieblingspfeife mitzunehmen, als aus dem Pfeifenkopf plötzlich ein Rauchring aufstieg, dann ein zweiter, ein dritter; schließlich rauchte Polly wild, füllte die Luft mit dickem blauen Rauch, rauchte allein ... fürchterlich allein.

Baxter-Brown flüchtete bei diesem Anblick in den Nebel hinaus, verirrte sich in ihm und brauchte drei Stunden, um nach Clissold Park in sein eiskaltes Zimmer zurückzufinden. - Jean Ray, Das Storchenhaus. Frankfurt am Main 1986

Pfeife (6)  

- N.N.

Tabak Rauchen
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